Das Wohnmobil ist eingemottet, die nächste Reisesaison weit entfernt. So kann man während solchen Tagen von vergangenen Reisen träumen oder noch besser, die Planung der nächsten Reisen in die Hand nehmen. Aber wohin soll es denn gehen? Die Geschmäcker sind so verschieden, wie die Reiseziele. Soll es in die Berge gehen, in den Trubel der Städte, in den einsamen Norden oder in den heissen Süden? Oder bleibt man in der vielfältigen Schweiz und erkundet die Heimat?
Die Möglichkeiten in unserer Heimat haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Es gibt über 330 Stellplätze und rund 350 Campingplätze in der Schweiz. Dazu darf man nach dem Abendessen bei über 70 Restaurants mit dem Wohnmobil auch übernachten. Insgesamt hat unsere Heimat so rund 750 legale Möglichkeiten. Um diese Übernachtungsplätze zu finden, gibt es verschiedene Apps und Webseiten, Facebookgruppen und Reiseführer. Jedes dieser Verzeichnisse hat Vor- und Nachteile. Beim Schweizerischen Campingverband sind alle Campingplätze der Schweiz gelistet, bei Wohnmobilland Schweiz alle Stellplätze. Für eine Schweizer Reise findet man bei diesen Verzeichnissen die meisten Alternativen.
Reist man dann aber europäisch, punkten die grossen Player auf dem Campingmarkt. Der ADAC Camping- und Stellplatzführer listet zum Beispiel 6600 Stellplätze und 5500 Campingplätze in ganz Europa auf, das dazugehörenden Onlineportal heisst Pincamp. Campercontact hat nach eigenen Angaben rund 37'000 Übernachtungsmöglichkeiten auf der Webseite und Park4night listet über 200'000 Plätze auf. Allerdings sind dort auch viele aufgelistet, die nicht geeignet sind. Schlussendlich muss aber jeder für sich entscheiden, wie er sich informiert.
Grundsätzlich soll man sich bei der Reiseplanung aber zuerst im Klaren werden, was einem wichtig ist. Sind es bestimmte Landschaften, ausgewählte Sehenswürdigkeiten oder faszinierende Städte? Übernachtungsplätze hat es an den allermeisten Orten irgendwo in der Nähe. Seine Reiseplanung soll man sich nicht wegen einzelnen Camping- oder Stellplätzen einschränken lassen. Und schlussendlich kommt es immer anders, wie geplant. Wo soll man hin, wenn man Dänemark plant, aber der Wetterbericht zwei Wochen schlechtes Wetter voraussagt? Wäre man dann nicht besser in Spanien?
Eine gute Vorgehensweise ist immer, wenn man interessante Alternativen hat. Darum ist es gar nicht schlecht, wenn man für sich seine Traumorte aufschreibt, auf einer Landkarte markiert oder in Google Maps speichert. Wenn man so eine Karte für Spanien mit vielen markierten Sehenswürdigkeiten hat, in einer Landkarte die Traumlandschaften von Dänemark markiert sind oder alle Orte, die man in Frankreich besuchen will, gespeichert hat. So kann man kurzfristig sein Programm nach dem Wetter richten.
Am einfachsten ist so eine Reiseplanung für die Schweiz. Die Sehenswürdigkeiten sind nahe beieinander, bei schlechtem Wetter im Norden ist man in wenigen Stunden im Süden an der Sonne oder weiter im Westen, wo der Regen schon vorbei ist. Und egal, wie gut man die Schweiz kennt, es gibt immer ganz schöne und spannende Ecken, die man noch nicht kennt. Oder wer war schon auf dem Stellplatz in Unterschächen und fuhr dort von Ribi nach Wannelen mit der Seilbahn, die kurz vor der Fahrt noch vom Tiertransporter zur Personenbahn umgebaut werden muss? Oder wer hat beim Stellplatz in Fideris nach dem händischen Hochpumpen das arsenhaltigen Heil-Wassers davon schon einen grossen Schluck getrunken? Und es ohne Probleme überlebt?
Die Schweiz ist auf kleinem Raum vielfältig und wird als Wohnmobil-Reiseland extrem unterschätzt. Wo gibt es in Europa einen Stellplatz auf 2400 m.ü.M. vor dem Gletschersee inklusive WC-Kassetten-Entsorgungsstelle wie am Lac de Chateaupré im Wallis? Auch in Le Pont in der Waadt steht man mit dem Wohnmobil 2m vom Lac de Joux entfernt, sein Stand-UP-Brett kann man praktisch vom Womo direkt in den See lassen. Es gibt unzählige solche Beispiele, auch wenn die Schweiz im Ausland noch überhaupt nicht als Wohnmobilland wahrgenommen wird. Klar, es gibt hierzulande auch noch ein grosses Ausbaupotenzial, aber wir können es dennoch jetzt schon mit dem Wohnmobil geniessen.
Und jetzt im Winter dürfen wir von unbekannten Zielen und von faszinierenden Orten träumen, die wir in der Schweiz mit dem Wohnmobil entdecken können. Nur die grossen Städte müssen wir hierzulande mit dem Wohnmobil noch auf der Seite lassen. Weder Zürich, Bern oder Genf haben auch nur annähernd einen offiziellen Wohnmobilstellplatz. St.Gallen im Sommer und Aarau das ganze Jahr hindurch, sind die löblichen Ausnahmen. Für Städtereisen sind wir also noch auf das Ausland angewiesen.
Text und Bilder: Rolf Järmann / Wohnmobilland Schweiz