Der historische Motorsport fasziniert mit Technik, Klang und Geschichte. Einen besonderen Einblick bietet das ACS Podium am 13. November 2025 in der «autobau erlebniswelt» in Romanshorn – mit Mario Illien, Bernd Schneider, Marco Werner und Alex Maag.
Wie gross die Anziehungskraft des
historischen Motorsports ist, zeigt sich an den vielen, gut besuchten
Veranstaltungen in ganz Europa: Rundstreckenrennen wie das Goodwood Revival,
der Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring oder die ADAC Hockenheim Historic;
Bergrennen wie die Arosa ClassicCar oder das Memorial-Bergrennen
Steckborn–Eichhölzli; Slaloms wie die Auto-Renntage Frauenfeld sowie
Oldtimer-Rallyes, bei denen Fahrerlebnis und Orientierungssinn im Vordergrund
stehen – oft ganz ohne Zeitmessung. Zu letzterer Kategorie gehört auch die
Mille Miglia, die 1977 neu aufgelegt wurde.
Wer mit einem historischen
Fahrzeug Rennen fährt, muss stets abwägen zwischen Ambition und dem Erhalt des
automobilen Kulturguts. Nebst eigentlichen Rennläufen, bei denen es darum geht,
der Schnellste zu sein, hat sich im historischen Motorsport ein weiteres
Kriterium etabliert: die Gleichmässigkeitsprüfung. Dabei gilt es, eine
vorgegebene oder selbst bestimmte Fahrzeit möglichst genau einzuhalten – für
klassische Fahrzeuge mit deutlich geringerem Risiko verbunden.
Worin besteht nun der Reiz,
Rennen mit Technologie von gestern zu bestreiten – statt mit modernen,
schnellen, sicheren und komfortabel zu bedienenden Rennwagen? Welche
Fähigkeiten und Fertigkeiten sind erforderlich, um mit Oldtimer-Motoren und
-Fahrwerken schnell zu sein bzw. überhaupt ans Ziel zu kommen? Kann man mit
modernen Werkstoffen Leistungssteigerungen erzielen, oder wird ein
Originalzustand angestrebt bzw. gefordert? Und wie bildet man die Funktionäre
aus, die Letzteres beurteilen können? Was gilt es bei Organisation, technischer
Abnahme und Streckensicherung für historische Wettfahrten vorzukehren?
Unser
diesjähriges ACS Podium vermittelt einen vertieften Einblick in historische
Motorsportveranstaltungen aus Fahrer-, Technik- und Organisatorensicht.
Mario Illien, 76, Ingenieur und Motorenentwickler, Mitbegründer von Ilmor, zweifacher Träger des Louis Schwitzer Award for Engineering Innovation Excellence (1986 und 1994). Die Rennmotoren von seinem Reissbrett gewannen 21 Indy Fahrermeisterschaften, zwei Formel 1-Fahrerweltmeisterschaften (McLaren-Mercedes, 1998 und 1999) und 23 Mal das Indianapolis 500; die Liste der Einzelsiege umfasst u.a. 109 Formel 1-Rennen (davon 44 mit Mercedes und 65 mit Honda), 376 IndyCar-Rennen, 131 NASCAR-Rennen und 84 FIA-Rallye-Weltmeisterschaftsläufe.
Alex Maag, 56, selbständig, seit 2013 Rennleiter für die Autorenntage Frauenfeld, das Bergrennen Hemberg, den Bergsprint Walzenhausen, das Memorial-Bergrennen Steckborn, das Bergrennen Oberhallau und die Arosa ClassicCar. Zudem leitete er die Formel-E Rennen in Zürich und Bern, Porsche Sports Cup Suisse-Rennen in Hockenheim und Le Castellet sowie die Swiss Sim Racing Series 2020-2023. Als Mitglied des Komitees «Offizielle» von Auto Sport Schweiz ist er zuständig für die Ausbildung der Rennleiter und Sportkommissare in den Sparten Auto, Kart und Sim.
Bernd Schneider, 61, erfolgreicher Rennfahrer, u.a. 5-facher Sieger der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (1995, 2000, 2001, 2003 und 2006), Gewinner der FIA-GT-Meisterschaft (1997) und diverser Langstreckenrennen. 1998 und 2006 war er ADAC Motorsportler des Jahres. Nach seinem Rücktritt 2008 war er als Testfahrer an der Entwicklung des Mercedes-Benz SLS AMG GT3 beteiligt und gewann 2013 u.a. die 24 Stunden von Dubai, auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps. Er ist heute Botschafter, Instruktor und Testfahrer für AMG-Mercedes.
Marco Werner, 59, erfolgreicher Langstrecken-Spezialist, gewann u.a. die 24 Stunden von Daytona (1995), Le Mans (2005, 2006 und 2007) und die 12 Stunden von Sebring (2003, 2005 und 2007). Heute gehört er zu den Spitzen-Fahrern im Historischen Motorsport, gewann dort 2016 die 24 Stunden Klassik in Le Mans und 2022 den Historischen Grand Prix für Formel 1 in Monaco. Er ist unter anderem als Fahrsicherheitsinstruktor bei Audi Driving Experience tätig und als Coach für junge Fahrertalente.