Geboren als Erbin der 02-Serie, wurde die 3er-Reihe zum pulsierenden Herzen der Marke BMW – zum Archetyp der sportlichen Limousine, die auch im Alltag zum Fahren einlädt. In fünf Jahrzehnten ihrer Karriere hat sie sich weiterentwickelt, verändert und verfeinert. Doch sie hat immer jene unverwechselbare Essenz bewahrt, die Millionen von Käufern begeistert hat.
Zum fünfzigsten Geburtstag haben wir die ersten vier Generationen gefahren: E21, E30, E36 und E46. Vier Gesichter einer einzigen Philosophie, die zeigen, wie sich ein Automobil wandeln kann – aber nicht sein Wesen.

Die 3er-Reihe wurde 1975 mit einer klaren Aufgabe geboren: Das Erbe der „02“-Baureihe anzutreten und das neue Gesicht von BMW in der Mittelklasse zu werden. Der interne Code E21 kennzeichnet die erste Generation, entworfen von Paul Bracq, die bis 1983 gebaut wurde. Nur eine Karosserievariante – zweitürig – mit klaren Linien und der klassischen technischen Auslegung jener Zeit: Frontmotor längs eingebaut, Hinterradantrieb. Das zum Fahrer geneigte Armaturenbrett, hier erstmals eingeführt, wurde zu einem Markenzeichen aller künftigen BMW-Modelle.
Über eine Million Exemplare wurden produziert – eine beachtliche Zahl für jene Epoche, die zeigt, wie das E21-Projekt den Geist des Marktes traf. Zunächst nur mit Vierzylindermotoren angeboten, wurde die Palette ab 1977 mit den Reihensechszylindern erweitert, beginnend mit dem 320/6 bis hin zum 323i an der Spitze.
Mit letzterem sind wir in die Vergangenheit gereist. Die Sitzposition ist typisch für die Zeit: samtbezogene Sessel, ein dünnes, stark geneigtes Lenkrad, eine feste Lenksäule, eingeschränkte Sitzverstellung. Man muss sich anpassen – mit leicht gespreizten Knien und dem Lenkrad etwas zu weit entfernt –, aber die Ergonomie wirkt dennoch durchdacht.
Der 2,3-Liter-Motor mit mechanischer Bosch K-Jetronic-Einspritzung leistet 143 PS und sorgt bei einem Gewicht von rund 1'100 kg für Fahrleistungen, die auch heute noch begeistern können. Die Kraftentfaltung ist füllig und gleichmässig, und schon bei niedrigen Drehzahlen spürt man die Elastizität, die für BMW-Reihensechszylinder typisch ist.
Auf der Strasse beeindruckt der 323i durch seine Leichtfüssigkeit und die Natürlichkeit, mit der er sich führen lässt. Die Leistung ist auch nach heutigen Massstäben lebendig, und die Lenkung überzeugt durch Präzision und durch die kleinen Lenkwinkel, mit denen man die Linie exakt zeichnen kann: Solange die Kurvenradien nicht zu eng sind und das Tempo nicht zu forciert ist, tanzt man mit dem E21 von Kurve zu Kurve – ein echtes Vergnügen, wenn man zusammen mit dem präzise rastenden Vierganggetriebe arbeitet, um die optimale Kraft zu nutzen, fast wie ein Orchester Dirigent, der mit Händen und Füssen spielt.
Natürlich zeigen sich, wenn man ihn härter ran nimmt, die Grenzen eines Projekts aus einer anderen Zeit: Das Wanken wird deutlich, das Lenkrad muss viel mehr gedreht werden, als man möchte, und man ist dankbar, dass die kleinen 13-Zoll-Räder heute mit modernen Dunlop Sport Classic bestückt sind. Damals dürfte das Gripniveau deutlich geringer gewesen sein, aber gemessen an den damaligen Autos muss die 323i ein fahrdynamisches Highlight gewesen sein.
Der Gesamteindruck ist der eines Modells, das eine neue Ära markierte: eine kompakte Limousine, die dem Fahrer mehr bot als die Konkurrenz – an Leistung, Dynamik und Fahrfreude.


Als die E30 im Jahr 1982 auf den Markt kam, bedeutete sie einen deutlichen Fortschritt gegenüber ihrer Vorgängerin. Sie blieb dem klassischen Konzept treu, wurde aber in allen Bereichen verbessert: Technik, Fahrbarkeit, Sicherheit, Komfort und Raffinesse. Sie war auch die erste 3er-Generation, die eine echte Modellvielfalt bot: Neben der zweitürigen Limousine erschienen mit der Zeit auch eine viertürige, der Touring (Kombi), das Cabriolet und sogar eine Allradversion.
Mit über 2,3 Millionen gebauten Einheiten festigte die E30 endgültig die zentrale Rolle des 3er innerhalb der BMW-Modellpalette. Das von Claus Luthe gezeichnete Design bewahrte die Persönlichkeit der E21, modernisierte jedoch Proportionen und Volumen mit schlichter Eleganz – und wurde wohl zur ikonischsten aller 3er-Generationen.
Im Vergleich zur E21 ist die Entwicklung deutlich spürbar. Das Interieur zeigt viele Ausstattungsdetails, die es vorher nicht gab. Zwar ist die Lenksäule noch fix, aber der Sitz lässt sich vielfältiger einstellen, die Position ist natürlicher. Die Materialien wirken moderner, und insgesamt ist das Auto alltagstauglicher – ohne an Emotionalität zu verlieren.
Der für diesen Test gefahrene 325i, ein spätes Exemplar mit dem begehrten M-Technics-II-Paket, gehört zu den charakteristischsten Versionen der Baureihe. Angetrieben wird er vom 2,5-Liter-Reihensechszylinder M20B25 mit 171 PS, gekoppelt an ein präzises Fünfgang-Schaltgetriebe, dessen Schaltgefühl allerdings leicht gummiert ist.
Der Motor überzeugt sofort durch seine gleichmässige Laufkultur und sein lineares, seidenweiches Ansprechverhalten: Er zieht ohne Zögern schon aus niedrigen Drehzahlen, zeigt aber oberhalb von 4'000 U/min eine sportliche Entschlossenheit, begleitet von einem metallischen Klangbild, das fasziniert. Ein Reihensechszylinder, so geschmeidig und elastisch, aber zugleich charakterstark, dass er modernen Triebwerken in nichts nachsteht.
In Kurven zeigt die E30 ihre ganze Klasse. Die kompakte Bauweise, der niedrige Schwerpunkt und das geringe Gewicht machen sie agil und reaktionsfreudig. Die Lenkung ist nicht hyperschnell, aber präzise und kommunikativ. Beim Einlenken und in Richtungswechseln braucht man einen Moment Geduld, danach verfügt man über einen ordentlichen Grip, trotz der nur 15 Zoll grossen Räder mit 205er-Reifen. In engen Kurven überzeugt die Vorderachse mit Haftung, während das Heck auf Gaswegnahme natürlich reagiert, ohne je unkontrollierbar zu werden – solange man sie nicht absichtlich provoziert. Tut man es doch, schenkt die E30 reinen Fahrspass.
Bei höherem Tempo verliert die Lenkung etwas an Gewicht, doch das stabile, ehrliche Fahrwerk garantiert stets ein homogenes, berechenbares Verhalten – auch auf unebener Fahrbahn. Die sprichwörtliche Ausgewogenheit des 3er scheint hier geboren zu sein.
Der kommerzielle Erfolg der E30 war kein Zufall. Sie war wahrscheinlich die erste 3er-Generation, die sportlich ambitionierte Fahrer und pragmatische Kunden gleichermassen ansprach – eine kompakte Limousine, die unterhält, Vertrauen schenkt und im Alltag überzeugt. Auch heute zeigt sie, dass die Ausgewogenheit von Gewicht, Motor und Fahrwerk eine zeitlose Formel ist.


Mit der 1990 vorgestellten E36 änderte
sich das Gesicht der 3er-Reihe grundlegend. Die Formensprache brach deutlich
mit der Vergangenheit, die Aerodynamik wurde optimiert, die Sicherheit durch
eine steifere Karosserie und die Einführung von Airbags erheblich verbessert,
und der Innenraum gewann an Ergonomie und Verarbeitungsqualität. Es war die
3er-Generation der Modernisierung – entwickelt für ein immer anspruchsvolleres,
internationales Publikum.
Die Modellpalette wuchs deutlich: Neben der Limousine kamen Coupé, Cabrio,
Touring und Compact hinzu.
Der Einstieg zeigt sofort den Fortschritt – ungeachtet des umstrittenen, abgerundeten Armaturenbretts. Es ist weniger die technische Ausstattung, sondern das Raumgefühl und die grosszügige Einstellbarkeit von Sitz und Lenkrad, die eine moderne, ergonomische Fahrposition für jede Statur ermöglichen. Alles wirkt zeitgemässer, gefilterter, reifer. Und doch, trotz des stärkeren Komfortfokus, bleibt die dynamische Seele erhalten.
Das beweist der für diese Fahrt genutzte 323i, eine der ausgewogensten Varianten der Baureihe: Reihensechszylinder mit 2,5 Litern Hubraum, 170 PS, Fünfgang-Schaltgetriebe. Der Sechszylinder – der klassische M52, hier in leicht gedrosselter Version im Vergleich zum 328i – ist laufruhig und kultiviert bei niedrigen Drehzahlen, elastisch schon knapp über Leerlauf, lebendig und reaktionsfreudig ab 3'000 U/min, mit nie spektakulären, aber stets angemessenen Leistungen. Das Getriebe hat etwas längere Wege, doch die Schaltvorgänge sind präzise und definiert, das Zusammenspiel von Motor und Antrieb arbeitet harmonisch.
Das Einlenken ist nicht blitzartig, doch die Präzision und die Ausgewogenheit zwischen den Kurven überzeugen. Dazu kommt ein Gefühl von Leichtigkeit, Kompaktheit und Stabilität – die E36 bleibt angenehm in jeder Situation. Sie ist komfortabel auf schlechtem Asphalt, der Wankwinkel bleibt im Rahmen, und sie lässt sich auch mit Schwung sehr flüssig bewegen, trotz der nur 16 Zoll grossen Räder.
Das fast neuwertige Testfahrzeug mit gerade einmal 5'000 Kilometern verdeutlichte, wie minutiös dieses Projekt abgestimmt wurde – zu einer Zeit ohne elektronische Helfer oder adaptive Fahrwerke. Eine Meisterleistung von Ingenieuren und Testfahrern, die ihr Handwerk verstanden und ein Auto schufen. Sie ist heute noch angenehm, ausgewogen und fahrfreudig – sowohl für die entspannte Tour als auch für engagiertes Fahren.
Die E36 ist der 3er der Reife: Sie wird „modern“ und erfüllt die steigenden Ansprüche der Kundschaft, behält aber die Fahrfreude im Mittelpunkt. Eine Limousine, die sportlich wirkt, ohne es zu erzwingen – und eine bis heute unterschätzte Generation.


1998 übernahm die E46 das Erbe der E36: Sie blieb dem klassischen BMW-Konzept treu – Längsmotor, Hinterradantrieb, ausgewogene Gewichtsverteilung – und verfeinerte jede Komponente mit dem Ziel, Sportlichkeit und Komfort noch harmonischer zu verbinden. Die Abmessungen wuchsen leicht, die Steifigkeit der Karosserie nahm deutlich zu, und die Verarbeitungsqualität erreichte ein Niveau, das an die Oberklasse erinnerte. Auch die Ergonomie wurde überarbeitet, und unter dem Blech hielten neue Sicherheits- und Effizienzlösungen Einzug.
Erhältlich in allen Karosserievarianten – Limousine, Touring, Coupé, Cabriolet und Compact – wurde die E46 schnell zum Massstab ihrer Klasse. Mit über drei Millionen verkauften Exemplaren gilt sie als eine der gelungensten BMW-Baureihen überhaupt und beginnt bereits, sich ihren Platz als künftiger Klassiker zu sichern.
Das Interieur ist gut verarbeitet, mit hochwertigen Materialien in den besser ausgestatteten Versionen, einer ausgezeichneten Sitzposition, erstklassiger Ergonomie und einem damals modernen Technologiepaket, das unter anderem Satellitennavigation samt TV-Empfang bot.
Das getestete Modell ist ein 330i Touring – das Spitzenmodell der Benzinversionen (abgesehen von der M3, die nur als Coupé und Cabrio erhältlich war) – mit dem 3,0-Liter-Reihensechszylinder M54 und 231 PS. Seine Fahrleistungen sind im Vergleich zu heutigen Turbomotoren nicht atemberaubend, aber sein Charakter ist einzigartig: seidenweich, nutzbar vom Leerlauf bis zum Drehzahlbegrenzer, mit einem Klangbild, das präsent aber nie aufdringlich ist, und einer unmittelbaren Gasannahme, die begeistert. Das manuelle Getriebe verstärkt das Fahrerlebnis zusätzlich.
Aus fahrdynamischer Sicht stellt die E46 eine klare Weiterentwicklung dar. Schon nach wenigen Kilometern wird deutlich, dass BMW ihr bewusst mehr Sportlichkeit verleihen wollte: weniger Wankbewegungen, mehr Grip, ein schönes Gefühl von Kompaktheit in schnellen Richtungswechseln. Doch das ging auf Kosten des Komforts (auch wegen der 17-Zoll-Räder), und die Lenkung verlor etwas von der Sensibilität, die man an der E36 so schätzt. Ein wenig Gleichgewicht ist verloren gegangen – möglicherweise wegen der getesteten Konfiguration, nicht wegen ihres Zustands: Unser Exemplar hatte nur rund 2'000 Kilometer auf dem Tacho.
Trotzdem bleibt die E46, mit ihren ersten klaren Zügen der Moderne, ein echtes Fahrerauto. Wenn ein 3er einen frei atmenden Reihensechszylinder, ein manuelles Getriebe und Hinterradantrieb besitzt, hat man das Gefühl, dass ein Auto nichts Weiteres braucht.


Text Benjiamin Albertalli / Bilder BMW