Weil er mit seinem Ferrari unzufrieden war, beschloss der Traktorenfabrikant Ferruccio Lamborghini selbst Sportwagen zu bauen. Der Italiener schuf 1963 eine Vollgasmarke, die bis heute fasziniert.
Ferruccio Lamborghini, 1916 geboren im Sternzeichen Stier, war ein Mann mit Ambitionen und der Tat. So gründete er im Alter von 33 Jahren eine Traktorenfabrik und wenig später ein zweites Unternehmen, das Klimageräte herstellte. Und als er mit den Qualitäten seines Ferraris nicht zufrieden war, suchte er das Gespräch mit Enzo Ferrari. Dieser meinte allerdings, Ferruccio als Traktorenbauer verstehe nichts von Sportwagen. Eine Kampfansage an den verärgerten und im Stolz verletzten Lamborghini, der kurzerhand entschied, spektakulärere und bessere Sportwagen zu bauen als Ferrari. Diese Mission verfolgt die in Sant'Agata Bolognese beheimatete Marke Lamborghini, die seit 1998 zu Audi und damit zum VW-Konzern gehört, seit inzwischen 60 Jahren und vor allem in den letzten Jahren mit durchschlagendem Erfolg.
Als Hommage an das 60-Jahr-Jubiläum von Lamborghini haben wir sechs Ikonen ausgewählt, die wir auf der gegenüberliegenden Seite vorstellen.
2007 entschied René Hirsch, der bislang grösste Saab-Händler der Schweiz und offizieller Saab Tuner mit dem Label «Hirsch Performance», sein Angebot an den Standorten in St. Gallen und Kloten / Zürich durch die exklusive Sportwagenmarke Lamborghini zu erweitern.
«Schon immer haben mich kompromisslose Sportwagen mit Mittelmotor und V12-Motoren fasziniert. Mit der Übernahme der Vertretung von Lamborghini für die Deutschschweiz ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen», sagt René Hirsch. Dass er schon zuvor einen Miura in seiner Garage hatte, versteht sich. Heute präsentiert Hirsch in den ehemaligen Saab Showrooms die kraftvollen Lamborghinis – einzigartige Sportwagen für Individualisten, die das Besondere lieben. Und die Begehrlichkeit nach den Autos aus Sant’Agata steigt stetig, geschuldet auch der Strategie von Lamborghini, die Stückzahlen kleinzuhalten und lange Lieferzeiten in Kauf zu nehmen. Das führt zu vollen Auftragsbüchern sowie Planungssicherheit für die nächsten Jahre wie beim soeben vorgestellten Revuelto, ein Hybrid-Supersportwagen. Dadurch werden Lamborghinis zu spekulativen Objekten in der Autobranche. «Alleine vom Neuwagenverkauf lässt sich nicht gut leben», meint Hirsch, «umso mehr von Service und Reparatur.» Und smart wie er ist, baut Hirsch ein weiteres Standbein auf, ein kompetentes Restaurierungscenter für Lamborghini-Modelle. Denn als er einen 350 GT zur Restaurierung nach Italien brachte, geschah lange Zeit wenig und das Wenige nicht wie gewünscht. «Das machen wir zukünftig lieber selbst, schneller und besser», meinte Hirsch. Und zweifellos wird er auch damit grossen Erfolg haben.
Es versteht sich, dass bereits das Erstlingswerk von Lamborghini ein hochkarätiger Sportwagen war. Der elegant geformte GT wird von einem kraftvollen 3,5-Liter-Zwölfzylindermotor mit 280 PS angetrieben, was eine Spitze von 260 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,4 Sekunden ermöglicht. Insgesamt wurden 120 Exemplare vom 350 GT im Lamborghini-Werk von Sant’Agata Bolognese gebaut. Später folgte in grösserer Stückzahl der 400 GT mit 320 PS.
Der aufsehen erregende Sportwagen Miura, designt von Marcello Gandini, damals Chefdesigner bei Bertone, wurde in der Autowelt rasch zu einer Legende. Mit einer Höhe von nur 1,05 Metern, seinen nach hinten eindrehenden Klappscheinwerfern und dem bulligen Heck verströmt der Miura unbändige Power, die durch einen quer eingebauten V12-Mittelmotor mit 350 PS passend umgesetzt wird. 1971 präsentierte Lamborghini den Miura SV mit überarbeitetem Fahrwerk und 385 PS – das heute meist begehrte Modell. Von 1966 bis 1972 wurden insgesamt 765 Miuras produziert.
Das viersitzige Coupé gilt als Designikone des Autobaus. Optisch streckt sich die Karosserie geradezu endlos, ist jedoch mit 4,67 Metern um 8 Zentimeter kürzer als ein aktueller Audi A5 Sportback. Dafür um ein Vielfaches eleganter, schlanker und stilsicherer. Entworfen hat dieses umwerfende Design abermals Bertone-Chef-Designer Gandini. Unter der leichten Fronthaube aus Aluminium arbeitet ein 4-Liter-V12-Motor mit einer Leistung von 325 PS. Die Karosserie des formschönen Espada lieferte Bertone, was allerdings kostspieliger war als bei den zweiplätzigen Mittelmotor-Sportwagenwagen, die vollständig im eigenen Werk gebaut wurden. Im Zeitraum von zehn Jahren wurden 1217 Exemplare des Espada abgesetzt.
Für den Countach wählte Lamborghini ein radikales Design, das bis heute das Grundlayout bildet für die Autos mit dem Stier im Emblem. Ein kraftvoller, kompromissloser Kampfjet für die Strasse. Passend dazu die Scherentüren. Und vor allem war der einzigartige Countach eine Provokation für Ferrari. Der längs eingebaute Zwölfzylindermotor entwickelte eine Leistung von 375 PS für Tempi über 300 km/h. Und der legendäre Countach war die Überlebensgarantie in den schwierigen 1980er-Jahren, als der Eigentümer mehrfach wechselte. Rund 2000 Countachs wurden bis 1990 in unterschiedlichen Versionen mit Motoren bis zu 455 PS gebaut.
Trotz seiner überragenden Performance ist der Gallardo nicht das spektakulärste Modell in der Geschichte von Lamborghini, doch eines der wichtigsten. Denn mit dem Gallardo debütierte wieder ein günstigeres Modell neben dem Supersportwagen Murciélago im Angebot. Überzeugend seine Performance mit 5-Liter-V10-Motor und satten 500 PS, Allradantrieb inklusive. Vom Gallardo, der bis 2013 in etlichen Versionen, Sonderserien und Karosserievarianten gefertigt wurde, entstanden insgesamt 14 022 Exemplare – so viele wie noch von keinem Lamborghini zuvor.
Dass ein SUV auch für einen exklusiven Sportwagenhersteller zum unverzichtbaren Stückzahlbringer werden kann, hatte Lamborghini rasch erkannt. Da im VW-Konzern eine passende technische Basis vorhanden war, wurde in kurzer Zeit ein spektakulärer SUV ganz nach der Lamborghini-DNA auf den Markt gebracht – also ein Off-Road-Kampfjet. Und der Urus avancierte sogleich zum meistverkauften Modell des Herstellers. Dank etlicher Karbonteile konnte das Gewicht des SUV auf vergleichsweise niedrige 2,2 Tonnen gebracht werden. Angetrieben wird der Urus von einem 4-Liter-V8-Motor mit 650 PS Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit ist – es müsste kein Lamborghini sein – bei über 300 km/h.
Text: Christoph Bleile
Bilder: Christoph Bleile, zVg