Nach dem Nein zu den
Engpassbeseitigungen auf unseren Nationalstrassen im letzten November, stellt
sich die Frage nach dem «Wie weiter?» und was kann der ACS tun, um
sicherzustellen, dass der Verkehrsfluss auf unserem Strassennetz gewährleistet
bleibt und in Zukunft auch die Bevölkerung den Mehrwert besser erkennen kann.
Im folgenden Interview nimmt unser Zentralpräsident, Thomas Hurter dazu
Stellung.
ACS: Herr Hurter, was ist für Sie der Hauptgrund, weshalb das Schweizer Stimmvolk den Autobahnausbau im letzten Spätherbst abgelehnt hat?
Thomas Hurter: Aus meiner Sicht war
die Kampagne wenig sichtbar und das Engagement einzelner Stakeholder eher
schwach. Des Weiteren hat die landesweite Solidarität gefehlt. Für diesen ersten
Ausbauschritt stand ein Paket von sechs baureifen Projekten zur Engpassbeseitigung
zur Abstimmung. Diese waren über das ganze Land verteilt, aber natürlich stand
dabei nicht in jeder Region ein Projekt auf dem Programm. Ich habe den
Eindruck, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aus den Regionen, in denen
in dieser STEP-Etappe kein Projekt geplant war, sich nicht sonderlich betroffen
oder zukünftige Projekte wichtiger fanden und deshalb tendenzielle eher ein Nein
in die Urne gelegt haben. Sie haben sich nicht solidarisch mit den Regionen
gezeigt, in denen ein Projekt vorgesehen war. Schlussendlich haben alle
Projekte einen Einfluss auf den Verkehrsfluss, egal wo sie sind. Daher ist es
notwendig, dass wir uns in Zukunft wieder dem Erfolgsrezept «Solidarität»
bewusster werden. Diese Eigenschaft hat unser Land geprägt und auch
weitergebracht!
Was hat das Nein vom 24. November 2024 ausgelöst?
Das Nein zum
Nationalstrassenausbau hat umgehend Begehrlichkeiten geweckt. Diese reichen
beispielsweise von einer Zusammenlegung des Nationalstrassen- und
Agglomerationsfonds NAF und des Bahninfrastrukturfonds BIF, über die Schaffung
eines neuen Staatssekretariats für Mobilität, bis hin zu einer massiven
Erhöhung des Anteils der Gelder aus der Mineralölsteuer, die anstatt in den NAV
in die allgemeine Bundeskasse fliessen sollen, um die Bundesfinanzen zu
sanieren. Bei diesen und anderen Forderungen wird offenbar davon ausgegangen,
dass die Gelder im NAV, die nota bene verfassungsgemäss zweckgebunden für den
Unterhalt und den Ausbau des National- und Agglomerationsstrassennetzes
eingesetzt werden sollen, jetzt für anderes zur Verfügung stehen. Man könnte
fast sagen, dass der NAV als eine Art Selbstbedienungsladen angesehen wird. Damit
wir Autofahrenden nicht noch mehr zur Milchkuh der Nation werden, wird sich der
ACS, zusammen mit seinen Partnerverbänden an vorderster Front dafür einsetzen,
dass die Gelder im NAV auch weiterhin für ihre Zweckbestimmung eingesetzt
werden und der Fonds nicht geschröpft wird. Denn eines ist klar. Unsere
Strasseninfrastruktur muss auch in Zukunft gestärkt werden und dafür braucht es
genügend finanzielle Mittel.
Die sechs Projekte sind jetzt vom Tisch. Was wird jetzt getan, damit Strasseninfrastruktur-projekte eine Chance haben? Und was kann der ACS dazu beitragen?
Das zuständige Departement, das
UVEK, ist nach der Abstimmung umgehend aktiv geworden und hat einen runden
Tisch einberufen, an welchem Exponenten der führenden Verkehrsverbände Lösungsansätze
erarbeiten, und ihre Anliegen und Ansichten einbringen können. Konkrete
Lösungen liegen zurzeit noch keine auf dem Tisch. Die Tendenz geht aber in die
Richtung, dass zukünftig Nationalstrassen- und Agglomerationsprojekte und/oder
zukünftige Strassen- und Bahnprojekte gemeinsam geplant und als übergreifende
Projekte in Angriff genommen werden. Damit wird die Betroffenheit und damit
hoffentlich auch die Solidarität erhöht. Der ACS ist ebenfalls Teil von diesem
runden Tisch und kann damit die Interessen der Automobilistinnen und
Automobilisten im Allgemeinen sowie seiner Mitglieder im Speziellen direkt
einbringen. Wir vom ACS unterhalten sehr gute und enge Kontakte zum UVEK und
seinen für den Strassenverkehr zuständigen Bundesämtern, wie zum Beispiel das
ASTRA. Damit ist der ACS ist damit direkt am Puls des Geschehens und kann an
der Lösungsfindung mitarbeiten.