E-Bike Unfälle steigen weiter an

Das E-Bike gehört heute schon fast in jeden Haushalt. Dank elektrischer Tretunterstützung lassen sich damit auch etwas längere Strecken problemlos zurücklegen. Doch die Entwicklung der Unfallzahlen ist bedenklich und steigt weiter an.

E-Bike Unfälle

Die Fakten

Jugendliche ab 14 Jahren dürfen mit dem Fahrausweis der Kategorie M ein Leicht-Motorfahrrad lenken (langsames E-Bike bis 25 km/h, Motorfahrräder). Es braucht dafür eine bestandene Basistheorieprüfung. Ab 16 Jahren dürfen junge Erwachsene dann E-Bikes fahren, welche schneller sind, also bis 45 km/h. Dies jedoch auch nur mit dem Führerschein der Kategorie M sowie einem gelben Nummernschild. Eine Haftpflichtversicherung ist in diesem Fall obligatorisch (Vignette für Nummernschild, erhältlich beim Strassenverkehrsamt des Wohnkantons). Ein langsames E-Bike darf ab 16 Jahre ohne Führerschein gefahren werden. Also auch wer in seinem Leben nie einen Fahrausweis beziehungsweise eine Theorieprüfung abgelegt hat, darf mit dem (langsamen) E-Bike, dem herkömmlichen Velo, dem Lastenvelo und dem Velo mit Anhänger fahren.

Die Unfallzahlen

Seit 2019 steigen die Unfallzahlen kontinuierlich an. Und dies sowohl bei den E-Bikes als auch den nichtmotorisierten Fahrrädern. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU meldet in ihrem Status 2023 zu den Personenschäden mit E-Bikes für das Jahr 2022 einen weiteren traurigen Rekord: 2 061 Menschen wurden auf dem E-Bike schwer oder leicht verletzt, 23 Menschen wurden getötet. Auf dem Fahrraden wurden im Jahr 2022 3 184 Personen leicht oder schwer verletzt, 19 Personen haben ihr Leben verloren.

Jeder vierte Unfall mit Personenschaden ist inzwischen ein Ereignis mit einem Velo oder E-Bike. Wobei die Unfälle mit dem schnellen E-Bike nur einen kleinen Teil davon ausmachen.

Die Analyse

Rund 80% der schweren E-Bike-Unfälle betreffen Lenkende auf langsamen E-Bikes. In 61% dieser Unfälle handelt es sich um Schleuder- und/oder Selbstunfälle. Bei schweren Kollisionen von E-Bike-Fahrenden ist vorwiegend die Vortrittsmissachtung Grund für den Unfall, wobei es sich dabei vor allem um Zweierkollisionen handelt.

Als langjährige Verantwortliche für Verkehrssicherheit beim Automobil Club der Schweiz ACS erlaube ich mir eine hypothetische Analyse dieser Zahlen und Fakten. Offenbar liegt der Grund für Unfälle auf den Velos oder E-Bikes nicht vorwiegend bei der Geschwindigkeit, was ja oftmals interpretiert wird, wenn die schnellen E-Bikes zügig durch den Strassenverkehr fahren. Wer ein schnelles E-Bike fahren will, muss in jedem Fall die Basistheorieprüfung ablegen und erlangt damit die wichtigsten Kenntnisse zum Strassenverkehr und den Regeln, die es zu beachten gilt.

Die Verhaltenskultur, die sich im langsamen Fahrrad/E-Bike-Verkehr breit macht, ist keine vorteilhafte Entwicklung. Regelmissachtung, eigenwilliges Durchsetzen im Strassenverkehr, fehlende Aus- und Weiterbildung sind schlechte Begleiter, wenn man sicher unterwegs sein will. Das gilt ja auch für alle anderen Strassenbenützer.

Quellen: Führerscheinkategorien: fuehrerausweis.ch, Status Bericht 2023 der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU

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Text: Anita Brechtbühl
Bilder: zVg

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