Edle Tradition mit modernem Herz

Fahrbericht Bentley Continental GTC V8

Trotz Downsizing von zwölf auf acht Zylinder und von 635 auf 550 PS zählt der Bentley Continental GTC auch in seiner Basisversion zu den aufregendsten und komfortabelsten Fortbewegungsmitteln mit Stoffverdeck. Das hat unsere Ausfahrt mit dem britischen Luxus-Convertible unterstrichen – sogar bei winterlichen Verhältnissen.

Der Continental zählt in der Schweiz zusammen mit dem SUV Bentayga zu den beliebtesten Modellen der britischen Edelmarke aus Crewe (40 km südlich von Manchester), die seit 23 Jahren zu Volkswagen gehört. Nach dem Topmodell Continental GT W12 mit 6,0 Litern Hubraum und 635 PS (467 kW/800 Nm) wollen die Briten mit dem V8 (4-Liter-BiTurbomotor, 550 PS/770 Nm) sowohl beim Verbrauch als auch beim Preis etwas abspecken. Das macht bei einem Cabriolet, das kaum als Erstfahrzeug und eher genussorientiert bewegt wird, durchaus Sinn.

Schöne Genussmomente

Im Praxistest fallen die 85 PS und 30 Nm Drehmoment weniger Leistung gegenüber dem 160 kg schwereren W12 faktisch kaum ins Gewicht. Mit bestenfalls 4,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h (3,8 Sekunden beim W12) und einem Topspeed von 318 km/h zählt auch der GTC V8 zur Topclass seines Segments. Und seien wir mal realistisch: Neun von zehn Fahrern cruisen mit dem Bentley-Cabrio - ambitioniertes Pilotieren ist ihnen gleichermassen fremd wie fern. Den Sport-Modus legen sie kaum einmal ein, sondern bevorzugen die Comfort-Einstellungen, geniessen bei offenem Verdeck die Freiheit, den Fahrtwind und den sonoren, aber nie aufdringlichen V8-Sound – oder einfach die schönen Momente des Seins. Den Gentleman-Driver dürfte auch die Luftfederung mit Wankausgleich (Bentley Dynamic Ride) ansprechen. Die Plattform und das V8-Triebwerk stammen übrigens vom Porsche Panamera.

Auch wintertauglich

Da wir den Edel-Convertible im Januar und nicht während einer wärmeren Jahreszeit testen mussten, konnten wir leider keine Eindrücke davon sammeln, wie es sich anfühlt, wenn man ihn an einem lauen Sommerabend bewegen darf. Mit dickem Stoffverdeck, das innert 19 Sekunden per Tastendruck elektrisch öffnet und schliesst, ist der GTC aber auch für kalte Wintertage bestens gerüstet. Dazu lässt sich der Brite dank Allradantrieb und seinem stattlichen Gewicht von rund 2,4 Tonnen selbst auf Schnee und Eis souverän bewegen.

Herausragende Verarbeitung

Die Optik ist gleichermassen traditionell wie sinnlich geblieben – zeitgemäss inszeniert. Innen präsentiert sich der Bentley, wie man es von ihm erwartet: Hochwertige Materialien, edle Hölzer, weiches Leder - und allesamt hervorragend verarbeitet, teilweise sogar in Handarbeit. Mit auffallend viel Liebe fürs Detail. Dazu gibt es modernste Technik und eine top HiFi-Soundanlage von Bang & Olufsen. Die Sitze sind eine Wohltat für Gesäss und Rücken, bieten tollen Langstreckenkomfort, aber auch in genügend Seitenhalt in zügig gefahrenen Kurven. Die beiden Rücksitze sind hingegen eher Notsitze, wegen der geringen Kniefreiheit bestenfalls geeignet für Kinder und Teens. Weil der Kofferraum mit 235 Litern ziemlich knapp bemessen ist, werden die Fondsitze deshalb gerne als zusätzlicher Ablageplatz genutzt. Und Kritik? Wenn, dann hat Bentley beim vergleichsweise träge arbeitenden Navigationssystem noch Verbesserungspotenzial.

FAZIT

Weshalb ein sowohl beim Investitionsvolumen als auch beim Unterhalt deutlich teurerer und schwererer Zwölfzylinder, wenn es auch der potenter V8 locker tut? Die Fahrleistungen sind in der GTC-Einstiegsversion immer noch herausragend, der Verbrauch rund drei Liter niedriger und beim Komfort gibt es ohnehin nichts auszusetzen. Für uns zählt der Bentley Continental GTC V8 zu den herausragenden Convertibles im Luxussegment.

Autor: Markus Rutishauser

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