Japanische Perfektion

Fahrbericht Honda NSX

Die Sportwagenikone Honda NSX erhielt letztes Jahr eine umfassende Modellpflege. Mit ausgeklügelter Hybridtechnik und vielen weiteren Verbesserungen wurde er fit getrimmt für die Zukunft. Exklusiv ist er ohnehin.

Der Honda NSX ist ein durchaus gern gesehener, aber seltener Exot auf Schweizer Strassen. In den letzten eineinhalb Jahren wurden gerademal zwei (!) Fahrzeuge immatrikuliert. Insgesamt gibt es knapp ein Dutzend neuer NSX mit Schweizer Kennzeichen. Kein Wunder also, dass der Japaner oft für Aufsehen sorgt und viele bewundernde Blicke auf sich zieht, wo immer er fährt oder parkiert ist.

Fahrdynamik im Mittelpunkt

Bei den drei eingebauten Elektromotoren – einer sitzt am Getriebe, zwei an der Vorderachse – geht es beim Honda NSX ausschliesslich um die Fahrdynamik: Kinetische Energie wird rekuperiert, und das Ansprechverhalten beim Druck auf das Gaspedal ist derart spontan, dass man sich unwillkürlich an leistungsstarke Elektroautos erinnert fühlt. Die E-Motoren überkompensieren die turbotypische Verzögerung beim Gasgeben, und wenn die zwei Turbolader vollen Ladedruck liefern, leistet der mittig angeordnete 3,5-Liter-V6 bis zu 581 PS. Das maximale Drehmoment wird mit 646 Nm angegeben. Honda-typisch handelt es sich um ein Hochdrehzahlkonzept; trotz Turboaufladung dreht der V6-Motor bis 7500 U/min. Immerhin ist es auch möglich, ganz ohne Verbrenner zu fahren; für ein paar elektrische Kilometer reicht die Batteriekapazität.

Die Doppelkupplungs-Automatik des NSX verfügt über neun Gänge, die sich auch manuell über die lenkradfesten Schaltpaddel ansteuern lassen. Mit Ausnahme des ersten Gangs: Der dient lediglich dem Anfahren. Die naheliegende Frage, ob es wirklich so viele Gänge sein müssen, beantwortet sich am Steuer von selbst: Das Getriebe ist angenehm enggestuft, die Anschlüsse passen perfekt. Seine Höchstgeschwindigkeit von 308 km/h erreicht der NSX im achten Gang. Die arodynamisch ausgefeilte Karosserie sorgt für Abtrieb auf beiden Achsen. Der neunte Gang senkt die Drehzahl deutlich ab, wenn tempolimitiertes Dahinrollen erforderlich ist.

Vier Fahrmodi

Der Grad der Agilität lässt sich über vier vorgegebene Fahrmodi variieren: Der Modus Quiet (englisch für leise) erlaubt elektrisches Fahren und ist auf maximalen Komfort ausgelegt; im Sport-Modus, der bei jedem Neustart als Rückfallebene dient, reagiert der NSX deutlich spontaner, bleibt jedoch ausreichend komfortabel, um lange Strecken zum Genuss werden zu lassen. Sport Plus entfesselt weiteres Potential für engagierte Fahrer, und die Auspuffklappen sind hier fast permanent geöffnet. Noch mehr Fahrspass bietet der Track-Modus, der für die Rennstrecke entwickelt ist, aber auch auf der Landstrasse gut funktioniert. Die Stabilitätskontrolle lässt sich übrigens auch komplett abschalten – wie es sich für einen Supersportwagen gehört.

Präzise Lenkung

Auf kurvigen Landstrassen ist der NSX in seinem Element: In unter drei Sekunden wird die 100-km/h-Marke durchmessen, der Allradantrieb sorgt für überragende Traktion. Das Bremsgefühl ist für einen Hybriden ausgesprochen natürlich und unproblematisch, und die perfekt gewichtete und leichtgängige elektromechanische Servolenkung ist direkt ausgelegt und arbeitet äusserst präzise. Darüber hinaus können die vorderen E-Motoren die Vorderräder einzeln mit Drehmoment beaufschlagen, um den Wagen noch dynamischer einlenken zu lassen. Das Magnetic-Ride-Fahrwerk sorgt für perfekte Bodenhaftung, ohne sich durch ungebührliche Härte zu profilieren.

Dass der NSX durch die Elektrifizierung relativ schwer geraten ist, nämlich 1,8 Tonnen, ist in der Praxis nicht spürbar: Durch seinen niedrigen Schwerpunkt, die perfekte Gewichtsverteilung von 42:58 und die Torque-Vectoring-Systeme fühlt er sich so leichtfüssig an wie kaum ein anderer Supersportwagen.

FAZIT

Um einen neuen Honda NSX sein eigen zu nennen, müssen mindestens CHF 216'000.- den Besitzer wechseln. Das ist viel Geld, aber wohl nicht zuviel für einen Supersportwagen, der die Messlatte für das ganze Segment ein gutes Stück höherlegt. Vor der deutschen und italienischen Konkurrenz muss sich der alltagstaugliche Japaner in keiner der wichtigen Disziplinen verstecken. Kommt hinzu, dass der NSX so exklusiv ist wie kein anderer in diesem Segment.

Autoren: Markus Rutishauser / Jens Meiners

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