Der Renault Scenic hat sich seit 1996 vom Van in mehreren Generationenwechsel zum nun vollelektrischen E-Tech Electric gewandelt. In die Schweiz kommt er in vier Ausstattungstrims, die Long Range Version mit 220 PS gibt es ab CHF 43'700.-.
Auf
Anhieb ins Auge fällt die gelungene Arbeit der Designer, die hier laut Renault
zum ersten Mal ein Vollelektrofahrzeug komplett nach Vorgaben der neuen
Formensprache des Unternehmens gestalteten. Das zeigt sich besonders deutlich
am Gesicht des Fahrzeugs, wo das typische Markenzeichen der beiden ineinander
verschlungenen Renault-Rhomben in einem breiten Streifen kleiner Rhomben
eingebettet grossformatig hervorsticht. Darüber hinaus wiederholen sich Teile
dieser geometrischen Gestalt beispielweise vorne halbiert in der Art der
Tagfahrleuchten und hinten an den Heckleuchten, was optisch der Breite des
Fahrzeugs zugutekommt.
Ein Crossover wie der Renault Scenic E-Tech sollte die Merkmale unterschiedlicher Fahrzeugkategorien aufweisen. In seinem Fall sind das die Eigenschaften eines SUV, was er mit seiner eindrucksvollen Motorhaube, den ausdrucksstarken Kotflügeln und der Dachreling unterstreicht. Den Eindruck einer Limousine andererseits machen die seitlich gestreckten Fenster, die flach geneigte Windschutzscheibe und die abfallende Dachpartie. Alles in allem vermittelt die Karosserie eine kraftvoll-dynamische Wahrnehmung ohne überflüssige Kinkerlitzchen, jedoch keineswegs übertrieben bescheiden. Im Rückspiegel eines voranfahrenden Autos dürfte der Wagen als eindrucksvolle Erscheinung auftauchen.
Im Innenraum finden die Passagiere viel Platz. Das gilt nicht nur für die Menschen auf den Vordersitzen, die durch eine breite Mittelkonsole voneinander getrennt sind, das gilt ebenso für die hinten sitzenden Mitfahrer, denen für Knie, Ellbogen und Kopf viel grosszügig bemessener Raum zur Verfügung steht. Hier kann das Auto seine Eignung als familienfreundlicher Reisewagen voll und ganz erfüllen, zumal auch der Kofferraum ein mehr als ausreichendes Fassungsvermögen für die Mitnahme von Urlaubsgepäck aufweist. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von Staufächern für allen möglichen Krimskrams. Irgendjemand bei Renault hat deren Gesamtfassungsvermögen ausgerechnet. Es sollen genau 38,7 Liter sein.
Besonders
stolz ist Renault darauf, dass im Innenraum bemerkenswert viel recyceltes
Material zu finden ist. Der Instrumententräger zum Beispiel besteht aus
wiederverwendetem Polypropylen, nämlich aus ehemaligen Sicherheitsgurten und
Plastikflaschen. Daneben gibt es eine Reihe von natürlichen Materialien. Der
Bezug des Instrumententrägers beispielsweise basiert zu 43 Prozent auf Kenaf,
einer Pflanze, die juteähnliche Fasern liefert.
Manche Fahrerin oder Fahrer dürfte eine Sache ärgern, die nicht nur bei Renault, sondern inzwischen auch bei anderen Elektroautos in Mode gekommen ist, nämlich der Hebel für Vor- und Rückwärtsfahrt sowie Park- und Neutralstellung wie in grauer Auto-Vorzeit als eine Art Lenkradschaltung. Da kann es beispielsweise nach dem Start passieren, dass unbeabsichtigt statt des Autos die Scheibenwischer in Bewegung versetzt werden.
Doch einmal in Fahrt unterstreicht der E-Scenic seinen Komfort à la française. Schlaglöcher, Unebenheiten der Strasse oder herausragende Kanaldeckel schluckt er anstandslos, was dabei aber teilweise den Menschen am Lenkrad über die Beschaffenheit des Untergrunds im Unklaren lässt. Sofern aber sie oder er die Grenzen der Physik nicht übertrieben auslotet, gehorcht der Wagen buchstäblich dem kleinen Finger, reagiert freilich bei zügig durcheilten Kurvenpassagen gerne mit Untersteuern und möchte über die Vorderachse schieben. Die ganz grosse Stärke beweist das Auto aber als ausgesprochen bequemer und komfortabler Reisewagen, mit dem sich auch längere Fahrten ermüdungsfrei bewältigen lassen.
Wenn auch bei den ersten Probefahrten ausschliesslich die Topversion 220 Long Range mit dem starken 160-kW-Motor und der 87 kWh grossen Batterie zur Verfügung stand, wie sie in der Schweiz erhältlich ist, so gibt es den neuen Strom-Scenic auch als Basisvariante 170 Comfort Range mit 125 kW (170 PS) und kleinerer 60-kWh-Batterie, was verständlicherweise zu Lasten von Reichweite und Höchstgeschwindigkeit geht. Doch an einer DC-Schnellladesäule versorgen sie sich fast zeitgleich mit Energie. Um von 15 auf 80 Prozent Batterieladung zu kommen, braucht der kleinere 60-kWh-Akku 32 Minuten, der grössere 87-kWh-Akku 37 Minuten.
Insgesamt
sind vier unterschiedliche Ausführungen des Wagens bestellbar, nämlich als
Basisversion der Renault Scenic E-Tech Electric Evolution Longe Range ab CHF 43'700.-.
Weiter oben rangieren die Versionen mit stärkerem Motor und grösserer
Aufnahmefähigkeit der Batterie. Es sind dies der Techno 220 (ab CHF 45'900.-),
der sportlich akzentuierte Esprit Alpine 220 (ab CHF 47'900.-) und der Iconic
220 (ab CHF 49'700.-). Mit jeder Stufe steigt auch die Zahl zusätzlicher
Assistenzsysteme, von denen insgesamt mehr als 30 zur Verfügung stehen.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass der neue Renault Scenic E-Tech Electric kaum Wünsche offenlässt. Als Leichtgewicht für ein Batterieauto, mit seinen verhältnismässig geringen Aussenmassen und vorbildlicher Übersicht kann er als Stadtwagen punkten. Mit seinem Komfort, seinem Platz im Innenraum und seiner serienmässigen Ausstattung dient er gleichzeitig auch als vorzügliche Reiselimousine.
Text Markus Rutishauser/cen / Bilder Werk