Autofahrer müssen derzeit wieder verstärkt mit Marderbiss rechnen. Die kleinen Nager sind kurz vor der Paarung im Mai/Juni und bis in den Spätsommer hinein besonders aktiv. Sie verursachen in der Schweiz pro Jahr Schäden in der Höhe von mehreren Millionen Franken.
Autos werden meist von Steinmardern heimgesucht, der in Europa verbreitetsten Art. Die Einzelgänger fühlen sich in der warmen Umgebung von Motorräumen wohl. Nicht allein Fahrzeuge in ländlichen Regionen sind betroffen. Als «Kulturfolger» durchstreifen die männlichen Tiere auch grossflächige Reviere in urbanen Ballungsräumen. Die Versicherer registrieren deshalb Fahrzeuge als besonders betroffen, die häufig an wechselnden Orten beziehungsweise den Territorien verschiedener Marder parken. Die nachtaktiven Tiere nehmen unter der Motorhaube den Geruch eines Konkurrenten wahr und versuchen durch Beissen und Kratzen diesen Duft zu vertreiben. Sie «fressen» also nicht, sondern greifen die Bauteile von Autos buchstäblich an. Dabei werden Kabel und Leitungen sowie auch Dämmmatten unter der Haube beschädigt. Neben den unmittelbaren Schäden drohen hohe Folgekosten, wenn etwa durch Kurzschlüsse die teure Steuerungselektronik des Fahrzeuges in Mitleidenschaft gezogen wird.
Viele Abwehrmassnahmen sind über die Jahre empfohlen worden. Der Erfolg hängt auch vom regelmässigen Anwenden ab. Duftmarkenentferner sind Spray und Flüssigkeiten, die im Motorraum versprüht oder mit dem Mittel getränkten Lappen dort abgelegt werden. Doch Vorsicht: Die Textilstücke sollten vor jedem Fahrtantritt entfernt werden, da sonst Brandgefahr droht.
Einige Tipps können als Hausmittel gelten, die Wirkung ist selten wissenschaftlich nachgewiesen. Es damit zu versuchen, schont aber den Geldbeutel. Dazu zählen etwa im Motorraum ausgestreute scharfe Chilischoten oder Chilipulver. Empfindliche Mardernasen sollen darauf reagieren. Die Wirkung verfliegt schnell und muss nach jedem Abstellen des Autos wiederholt werden. Ebenso flüchtig ist eingebrachter Fremdgeruch durch Hunde- oder Katzenhaare. Urin zu versprühen, gehört ebenfalls zu den Vorschlägen. Solche Flüssigkeiten könnten aber mit Kunststoffen und Metallen reagieren. Dann verursachen sie unter Umständen selbst Schäden. Deshalb beurteilen unsere Experten auch Ratschläge zur Einbringung von Mottenkugeln oder WC-Steinen eher zurückhaltend. Die Hilfsmittel sind aber unbedingt vor jeder Fahrt wieder einzusammeln. Die Gefahr der Selbstentzündung ist sehr hoch.
Mechanische Mittel sind ebenso für die Verhinderung von Schäden entwickelt worden. Eingebrachtes Drahtgeflecht oder Gitter aus Metall hindern die Tiere am Erreichen der empfindlichen Motorteile. Genau in derselben Weise wirken Borstenköpfe von Besen, die bei abgestellten Autos unter der Haube platziert werden. Zudem bietet der Handel vielfältige Kabelummantelungen und Plastikabdeckungen an, die bissfest sein sollen. Auch elektrische Geräte die Stromschläge austeilen oder Ultraschall-Töne versenden, sind im Angebot. Wegen der Gefahr, dass solche eingebauten Teile mit heissen Motorteilen in Verbindung kommen können, sollte der Einbau nur selbst vorgenommen werden, wenn entsprechende Fachkenntnis vorhanden ist.
Die sicherste Methode ist immer noch, das Fahrzeug in einer geschlossenen Garage abzustellen. Sind dennoch Spuren eines Marderbesuchs vorhanden und keine nennenswerten Schäden entstanden, sollte unbedingt eine Motorwäsche durchgeführt werden. Die Beseitigung des Geruchs beugt weiteren Beissattacken vor. Schäden durch Marderbiss sind durch eine Teilkaskoversicherung abgedeckt. Möglicherweise teure Folgeschäden sind jedoch nur versichert, wenn das ausdrücklich im Vertrag steht.
Text mru/aum / Bild zVg