22.08.2025
Nach 70 Jahren hat der Ständerat, nach dem Nationalrat, der Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen in der Schweiz zugestimmt und damit ein neues Kapitel im Motorsport eingeläutet. Die entsprechende Verordnung soll per 1. Juni 2026 in Kraft treten. Zurzeit befindet sie sich in der Vernehmlassung. Was bedeutet die historische Beendigung dieses langjährigen Verbots für unserem Land?
1955 führte die Schweiz, nach einem schweren Unfall in
Le-Mans, bei dem 84 Menschen starben, das Verbot für Rundstreckenrennen ein. In
den vergangenen 70 Jahren scheiterten mehrere Versuche dieses Verbot aufzuheben.
Für die einzigen beiden Formel E Rennen in der Schweiz – 2018 in Zürich und 2019
in Bern 2019 – mussten Sondergenehmigungen eingeholt werden.
Seit 1955 wurden nicht nur die Sicherheitsmassnahmen
für Rundstreckenrennen, sondern auch die Fahrzeuge in puncto Sicherheit
technologisch massiv verbessert, was die Risiken entsprechend reduziert. Zudem ist
die Schweiz eines von nur zwei Ländern weltweit, in denen so ein Verbot noch
gilt. Deshalb hat das Parlament im Mai 2022 beschlossen, dass Rundstreckenrennen
in der Schweiz wieder zugelassen werden sollen. Die entsprechend revidierten Verordnung,
welche sich momentan – zusammen mit anderen Änderungen – in der Vernehmlassung
befindet, soll per 1. Juni 2026 In Kraft treten. Dabei ist aber nicht davon
auszugehen, dass bei uns zukünftig Formel 1-Rennen stattfinden werden. Dies
nicht weil Fahrzeige mit Verbrennungsmotor von der Aufhebung des Verbots
ausgeschlossen wären, sondern ganz einfach deswegen, weil wir aufgrund des
Jahrzehnte lang geltenden Verbots, nicht über die entsprechende
Renninfrastruktur verfügen. Durchgeführt werden könnten aber beispielweise kleinere
Rundstreckenrennen mit Markenpokalen, Tourenwagen und GT-Autos, die mittlerweile
auch elektrische Rennserien durchführen oder planen.
Dieses neue Kapitel für den Motorsport bringt aber noch
weitere Chancen mit sich. So könnten zum Beispiel Motorsportler für ihre
Trainings und Rennen zukünftig auf teilweise lange Fahrten ins Ausland
verzichten. Auf den Rundstrecken könnten in einem geschützten Rahmen
Fahrtrainings zur Verbesserung der Verkehrssicherheit durchgeführt werden. Es könnten
auch Fahrtests für alternative Antriebe durchgeführt werden, was für dieses
Forschungsgebiet, dass auch in der Schweiz einen grossen Stellenwert hat, eine
wertvolle Unterstützung darstellen würde.
Dieses mögliche neue Kapitel im Motorsport eröffnet also vielfältige Möglichkeiten auch im Rahmen unserer automobilen Leidenschaft.
Ihr Zentralpräsident
Simone Gianini