Das 100-jährige Jubiläum des legendären Klausenrennens steht im Mittelpunkt des ACS Stands an der diesjährigen Swiss Classic World vom 27. bis 29. Mai 2022. Er offeriert den Besuchern automobile Leidenschaft von gestern und heute auf attraktive Art.
Auf Initiative der Sektion Zürich des ACS wurde am 27. August 1922 das erste Klausenrennen ausgetragen. 136 zum Teil enge Kurven und gefährliche Passagen wechselten auf der 21,5 Kilometer langen Schotterpiste mit brutal schnellen Abschnitten auf dem Urner Boden, wo die Rennwagen Spitzentempi von über 200 km/h erzielten. Eine Herausforderung für Mensch und Maschine, welche das Klausenrennen zum bekanntesten und schwersten Bergrennen seiner Zeit stempeln. Seit 1934 wird der Streckenrekord von der Rennfahrerlegende Rudolf Caracciola auf einem Mercedes W 25 Silberpfeil mit 15:22.20 Minuten gehalten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 83,9 km/h entspricht.
Insgesamt zehnmal wurde das internationale Klausenrennen in der Zeit von 1922 bis 1934 durchgeführt. Erst viel später, von 1993 bis 2013, fanden fünf Memorials am Klausen statt, jeweils mit über 400 historischen Fahrzeugen und grossem Publikumsaufmarsch.
Die heutigen Ansprüche an Sicherheits- und Infrastrukturvorkehrungen lassen ein Bergrennen auf einer so langen und anspruchsvollen Strecke kaum mehr zu. Doch virtuell lässt sich dies dank modernster Simulatoren-Technik realisieren. So hat die RacingFuel Academy AG, mit Unterstützung des ACS, die «Klausen Challenge» lanciert. Dabei kann an verschiedenen Events und in den Race Centers das Klausenrennen virtuell gefahren werden, nicht ganz einfach, aber sehr eindrücklich. Die Schnellsten qualifizieren sich für das Finale am 27. August 2022, das parallel im Race-Café Linthal und im Verkehrshaus Luzern stattfindet und es tolle Preise zu gewinnen gibt.
Auf dem ACS Stand stehen zwei Simulatoren für die Gäste bereit. Einer mit dem einfacheren zu fahrenden Kurs des GP Monaco Historique sowie ein zweiter, der Klausenrennen pur erleben lässt.
Den Spagat von der virtuellen Welt zur historischen Realität vollziehen auf dem ACS Stand zwei Rennfahrzeuge, die bei früheren Einsätzen an den Klausenrennen brilliert haben.
Es ist dies der einzigartige Parnell MG K3 Magnette Supercharger. Mit diesem Modell beherrschte MG in den frühen 1930er Jahren die Rennklasse bis 1100 ccm, vergleichbar mit der heutigen Formel 2. Der MG K3 mit Chassis Nummer K3009 wurde 1933 gebaut und später vom zweisitzigen Roadster zu einem Single Seater spezifiziert, um so gegen die Monoposto von Maserati, Talbot und Bugatti bessere Gewinnchancen zu haben. Dies gelang vorzüglich und der nordirische Rennfahrer Hugh C. Hamilton gewann mit dem #K3009 im August 1934 auf Anhieb das ACS Klausenrennen in der Voiturette Klasse.
1935 wurde der MG K3 vom berühmten Rennfahrer und F1 Teammanager Reg Parnell erworben. Speziell für diesen Rennwagen entwickelte er einen Twin-Cam-Motor, weshalb dieser fortan als Parnell K3 bezeichnet wurde. Zusätzlich wird der #K3009 mit Methanol gefahren, was die Leistung von 120 PS um 50 Prozent auf satte 180 PS ansteigen lässt. Heute wird der Parnell MG K3 Supercharger erfolgreich an historischen Veranstaltungen im In- und Ausland von Roland Wettstein aus Sursee gefahren.
Ebenfalls ein schneller Rennwagen ist der Lagonda Rapier von Emilio Baldini aus Flüelen. Der 1934 erbaute, zweisitzige Engländer wird von einem 1,46 Liter Motor mit gegen 120 PS angetrieben. Über all die Jahre wurde der Renner immer wieder modifiziert und besitzt heute eine Strassenzulassung. So kann es vorkommen, dass bei wenig Verkehr Emilio mit dem grünen Lagonda Rapier über den Klausen donnert. Diese Strecke kennt er wie seine Hosentasche und hat am letzten Memorial Klausenrennen von 2013 den dritten Rang im Gesamtklassement erreicht, Chapeau!
Bilder: Christoph Bleile, zVg
Autor: Christoph Bleile