Nissan Qashqai E-Power - Das Elektroauto mit Turbomotor

Im überarbeiteten Nissan Qashqai der 3. Generation kommt der e-Power-Antriebsstrang jetzt auch in Europa zum Einsatz. In diesem selbstladenden Hybridsystem treibt immer allein der Elektromotor die Vorderräder an, während ein kräftiger Benziner für Stromnachschub sorgt.

Der Crossover Qashqai hat sich auf der Nissan-Modellpalette bestens etabliert. Lanciert im Jahr 2006, wird er seit vergangenem Jahr bereits in dritter Generation angeboten. Nun bekommt er mit dem selbstladenden Hybridsystem e-Power einen neuen Antriebsstrang. Das Aussergewöhnliche an diesem Konzept ist, dass stets ausschliesslich die Elektromaschine die Vorderräder antreibt und der Verbrennungsmotor allein für die Bereitstellung der elektrischen Energie zuständig ist. Ein Aufladen der Hochvoltbatterie an der Steckdose erübrigt sich also, das Auto tankt nur Benzin.

Der überarbeitete Nissan Qashqai mit dem selbstladenden Hybridsystem rollt im September auf die Schweizer Strassen
Der überarbeitete Nissan Qashqai mit dem selbstladenden Hybridsystem rollt im September auf die Schweizer Strassen

e-Power als Übergangslösung

Bei Nissan weiss man, dass ein grosser Teil der Kundschaft nicht die Möglichkeit hat, ein Elektrofahrzeug zu Hause zu laden oder aber aufgrund mangelnden Vertrauens in die neue Antriebstechnik vorerst noch am Verbrennungsmotor festhalten will. Ausserdem gibt es in zahlreichen Regionen weltweit noch keine Lade-Infrastruktur.

Das e-Power-Hybridkonzept startete in Japan bereits vor mehr als fünf Jahren im Nissan Note. Aufgrund der notwendigen Anpassungen an die Präferenzen der europäischen Kundschaft und auch wegen der Pandemie und mehrerer Lieferprobleme verzögerte sich die Lancierung des Systems auf dem europäischen Markt.

Aufwendiger Verbrenner

Während im Note von 2016 noch ein frei saugender 1,2-Liter-Benziner mit bescheidener Leistung im Einsatz war, tritt der neue Qashqai jetzt mit kräftigem Dreizylinder-Turbobenziner an. Aus 1,5 Litern Hubraum liefert der Hightech-Motor ein Höchstdrehmoment von 250 Nm und eine Maximalleistung von 115 kW (156 PS). Auffallend an diesem Aggregat ist, dass es sich nicht um einen einfachen und kostengünstigen Verbrenner zur Stromproduktion handelt, sondern dass das Triebwerk mit variabler Verdichtung aufgerüstet wurde. Konstruktiv wird die variable Verdichtung mit einem zusätzlichen Kurbeltrieb realisiert.

Entwickelt wurde das System von Nissan-Tochter Infiniti für den 2-Liter-Vierzylinder des Modells QX50. Mit ihm ist es möglich, das Verdichtungsverhältnis zwischen 8:1 und 14:1 zu variieren. Durch die kontinuierliche Anpassung während der Fahrt können Motorleistung und Effizienz stets im optimalen Bereich gehalten werden. Die Verstellung erfolgt nahtlos, für den Fahrer nicht spürbar, weil sich die Drehzahl des Benziners im Einklang mit der Fahrgeschwindigkeit bewegt. Da der Verbrenner dank der variablen Verdichtung stets mit optimalem Wirkungsgrad arbeitet, bleiben Verbrauch und Schadstoffemissionen auf tiefem Niveau. Als 100-Kilometer-WLTP-Verbrauch nennt Nissan 5,8 Liter, was CO 2 -Emissionen von 130 g/km entspricht.

Kräftiger Permanentmagnetmotor

Als Traktionsmotor für die Vorderräder ist eine Synchronmaschine im Einsatz, die 330 Nm und 140 kW (190 PS) verfügbar macht. Damit lässt sich der 4,43 Meter lange und rund 1700 Kilogramm schwere Hybrid-Qashqai aus dem Stand in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 km/h beschleunigen. Weil die Antriebskraft stets allein vom Elektromotor stammt, bietet der das e-Power-System ein angenehmes, ausgeglichenes Fahrerlebnis – inklusive komfortablem Einpedalbetrieb im e-Pedal-Modus. Wird das Fahrpedal gelupft, bremst der Qashqai mit 0,2 g ab, womit er bereits die Bremsleuchten aktiviert. Die Verzögerung erfolgt jedoch nur bis zu Schrittgeschwindigkeit, nicht bis zum Stillstand. So lassen sich Parkiermanöver sanfter gestalten.

Laufgeräusche des Verbrennungsmotors sind während der Fahrt fast nicht wahrnehmbar. Um maximale Antriebsleistung zu erreichen, leitet die e-Power-Steuerung bei kräftiger Beschleunigung oder hoher Geschwindigkeit die vom Benziner erzeugte Leistung über den Wechselrichter direkt an den Elektromotor weiter. Beim Verzögern wird wie in jedem Elektrofahrzeug kinetische Energie zurückgewonnen und in der Batterie gespeichert. Sollen kurze Distanzen ohne Einsatz des Benziners zurückgelegt werden, kann auf der Mittelkonsole der EV-Modus betätigt werden. In der Schweiz wird das im englischen Werk Sunderland gefertigte Hybridmodell in diesen Wochen eingeführt.

Text: Stefan Hauri
Bilder: Werk/Markus Rutishauser

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