Youngtimer Classic

Ein Opel namens Manta

Der Opel Manta ist ein authentischer Zeitzeuge aus den 70er Jahren. Solche Autos kommen nicht wieder.
Der schmissige Opel hat sein Halbstarkenimage längst abgelegt, fährt, nach dem Gevatter Rost die geschundenen Exemplare aussortiert hat, einem zweiten Frühling entgegen. 

Die Oldieszene blüht und die Jugendträume der 68er-Generation sind vorne mit dabei. Weil die Marktpreise nicht so abgehoben sind, wie jene der Sportwagen- und Roadster-Klassiker und weil es ihnen im Elektronikzeitalter gelingt, ein Feeling zu vermitteln, das sich noch nach Autofahren anfühlt. Der Manta GT/E war 1974 eine grosse Nummer, schon elektronisch eingespritzt (Bosch L-Jetronic), aber von sonstigem Firlefanz weitgehend verschont.

Zeitgeist-Outfit Opel Manta

Das abgelichtete Auto bringt den Zeitgeist der 70er Jahre mit der giftgrünen Lackierung, den Rallye-Streifen und der schwarzen Motorhaube (alles original) perfekt rüber. Fenster runtergekurbelt, die Braut im Dorf abgeholt und ab geht die Post. Opel verstand es damals am besten, die hinten starrachsigen Fahrwerke abzustimmen, der Manta GT/E ist ein guter Zeuge dafür.

Was nach heutigen Massstäben zu relativieren ist, aber gerade deshalb als Erlebnis wahrgenommen wird. Man merkt rechtzeitig wenn er vorne schiebt und fühlt schön, wenn das Heck zu wandern beginnt, alles in einem beherrschbaren Rahmen.

110 PS stehen 980 kg Leergewicht gegenüber. Stimmig, aber nicht übermotorisiert. Getrübt durch den Opel-Stockschalthebel, der im Winkel von 45 Grad aus dem Viergang-Getriebe wächst, bei höheren Drehzahlen arg vibriert und einen langen Arm verlangt. 

Präzision wurde in den 70er Jahren noch locker interpretiert. Vielleicht deshalb funktioniert alles im Manta immer noch wenigstens mittelprächtig; kein Scheppern oder Knarzen, nur laut. Vier Gänge lassen den Vierzylinder bei 120 km/h in der obersten Stufe bereits mit gut 4000 Umdrehungen touren. Das Differential übernimmt die zweite Stimme, man spürt jederzeit, wie schnell man fährt. 

Ford hatte es mit dem Capri 1969 vorgemacht: Eine zünftige Karosserie um die Technik des Allerwelts-Cortina. Ein Jahr später war der Erzkonkurrent zur Stelle. Opel übernahm die Steilvorlage volley, hatte mit dem Ascona eine feinere Basis und konnte vorerst davon profitieren, dass Ford Lieferfristen für den Capri hatte, wie heutzutage Horatio Pagani für seinen Huayra. 

VW folgte mit dem Scirocco erst 1975. Man erfand das Rad neu, indem die jahrzehntelang auf Heckmotoren Eingeschworenen alles auf die Vorderachse verlegten. Capri und Manta waren zusammen mit dem japanischen Celica die letzten Volkssportwagen mit Hinterradantrieb, haben eine Dorfidol-Generation geprägt, die, so sie es denn inzwischen nicht zum Porsche gebracht hat, daran verzweifelt, dass man ihnen keine Kardanwelle mehr gönnen will, weil die «Alles nach vorne-Philosophie» einfach kostengünstiger zu produzieren ist.

Damals in den 70ern

Der Opel Manta hielt sich während zweier Generationen und 18 Jahren, pietätvoll wurde der vorne angetriebene Nachfolger nicht mehr nach einem Flügelrochen benannt, sondern mit dem Kunstwort Calibra bedacht. 

Statt Klimaanlage Ellbogen raus, so war das damals, als sich Heintje in die Herzen der Mütter sang, der eiserne Vorhang für stabile Verhältnisse sorgte und ein gewaltloser Putsch in Portugal die Militärdiktatur beendete. Die Ölkrise killte autofahrerische Gelüste. Von 1973 auf 1974 sank die Manta-Produktion von 127 242 auf 48 520 Einheiten.

Fenster unten, Ellbogen raus statt Klima, so war`s.
Doppelscheinwerfer für das Prestige.
Auch hinten je zwei runde Leuchten.
Autor: Jürg Wick
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