Elektrifizierung hin oder her: Der Audi RS 3 ist ein ganz besonderes Auto. Deshalb war es an der Zeit, das Volant selbst in die Hand zu nehmen – und zwar in Athen, auf einer kleinen Rennstrecke, einer grossen Asphaltfläche zum Driften und mit reichlich kurvigem Hinterland. Ideales Terrain, um die Fähigkeiten des kompakten Sportlers zu erleben, den es übrigens mit Steil- und mit Stufenheck gibt.
Drei Punkte waren bei der Weiterentwicklung besonders wichtig – sämtliche um die Dynamik zu verbessern: Erstens leistet der Motor nun glatte 400 PS, das Auto beschleunigt damit nun drei Zehntelsekunden schneller von 0 auf 100 km/h, nämlich in nur 3,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wurde um zehn auf 290 km/h angehoben – Klassensieg. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe bleibt.
Zweitens: Es gibt einen Torque-Splitter an der Hinterachse, der in einigen der sieben Fahrmodi so richtig zur Geltung kommt. So ist der Modus «RS Performance» für die Rennstrecke ausgelegt, und «Torque Rear» erlaubt wahre Drift-Einlagen. Man kann aber auch den RS-Modus «Individual» einstellen. Im RS-Modus passt «Comfort» für den Nürburgring und Dynamic für den Hockenheimring.
Und drittens hat Audi die Bremse weiter verbessert und neu aufgebaut. Neben der Sechs-Kolben-Stahlbremse gibt es auch wieder eine Keramikbremse, die jetzt nicht nur zehn Kilogramm leichter ist, sondern auch um 20 Prozent besser abkühlt – dank Luftleitblechen am Querlenker. Zudem sind die Beläge um 15 Prozent vergrössert: Weniger Verschleiss.
Das ganze Paket sorgt für aussergewöhnliche Fahrfreude. Auf der abgesperrten Driftfläche zeigt der RS3 erstaunlich viel Grip, es dauert ein paar Minuten, bis der Rhythmus gefunden ist. Dann schafft er der Torque-Rear-Modus, richtig Freude am Driften zu vermitteln.
Auf der Rennstrecke zeigt der RS3 einen
weiteren grossen Unterschied zum Vorgänger: Dank Semi-Slick-Bereifung,
Torque-Splitter und neuer Abstimmung kann man merklich früher aus der Kurve
heraus beschleunigen. Kein Wunder, dass Audi-Pilot Frank Stippler am
Nürburgring mit 7:40,748 Minuten eine Bestzeit herausfahren konnte. Auf der
Rennstrecke macht es am meisten Spass, im Dynamic-Modus mit abgeschaltetem ESP
zu fahren. In der Einstellung «Performance» ist man allerdings deutlich
schneller, die Vorderachse merklich ruhiger. Dort wurden die Achslager
verstärkt, ein Grad mehr Sturz verbessert das Kurvenverhalten.
Auf der Landstrasse präsentiert sich der RS3 – im positiven Sinne – als echtes
Biest: Die Fahrleistungen sind überragend. Aber auch hier ist es gelungen, die
Spreizung zwischen Allagstauglichkeit und Rennwagen zu vergrößern. Für normal
Fahrt ist der Modus «Auto» ideal geeignet. Auf schlechtem Strassenbelag scharrt
er mit seinen 400 PS trotz Quattro-Antrieb übrigens merklich mit den Hufen.
Der Klang ist zum Vorgänger präsenter, da die Auspuffklappen nicht nur «offen»
oder «geschlossen» kennen, sondern jetzt auch Zwischenstellungen haben. Und man
sitzt gut, der Seitenhalt ist perfekt.
Von aussen ist der RS3 dank verbreiterter Kotflügeln sofort als RS-Modell zu
erkennen. Das Tagfahrlicht wurde als Start- und Zielflagge gestaltet, und wenn
man das Auto öffnet, leuchtet kurz hintereinander die Sequenz R-S-3 auf, was
aber nur ein geschultes Auge erkennt.
Die Audi-Ingenieure haben beim neuen RS3 tief in die technische Trickkiste gegriffen. Das Resultat ist ein rennstreckentaugliches Alltagsauto, das im Vergleich zum Vorgänger in jeder Hinsicht nochmals spürbar zugelegt hat.
Text: cen/mru