Auch wenn es nicht so aussieht, ist die siebte Generation des Ford Mustang komplett neu, aber um ein unverzichtbares Element herum gebaut: seinen V8-Saugmotor. Wir haben ihn ausgiebig getestet und (wieder) entdeckt, was es bedeutet, ein einfaches, aber ehrliches Auto zu fahren.
In einer Zeit, in der Autos immer mehr Smartphones gleichen, Elektrifizierung dominiert und Fahrmodi algorithmisch optimiert werden, gibt es weiterhin Platz für puristische Fahrzeuge ohne überflüssige Spielereien. Die siebte Generation des Ford Mustang ist genau so ein Auto.
Schon ein kurzer Blick macht ihn als Mustang erkennbar. Sein Design bleibt dem ikonischen Stil treu und wirkt eher wie eine Weiterentwicklung als ein komplett neues Modell. Die perfekte Balance aus Tradition und Moderne stellt dabei den bekannten 5-Liter-V8-Saugmotor „Coyote“ ohne Elektrifizierung in den Mittelpunkt.
Der Mustang Dark Horse beweist, dass ein Sportwagen kein technisches Labor sein muss, um zu überzeugen. Trotz seiner Einfachheit erbringt er starke Leistungen, wenn vorhandene Technik optimal genutzt und präzise abgestimmt wird – ganz ohne unnötige Effekthascherei.
Äusserlich unterscheidet sich der Mustang Dark Horse von anderen Mustangs durch aerodynamische Anbauteile, spezielle Embleme statt des klassischen Ponys, exklusive Blautöne für die Karosserie sowie Details wie Bremssättel und 19-Zoll-Leichtmetallfelgen. Letztere wirken sich positiv auf verschiedene Faktoren aus.
Beim Einsteigen fällt die umfassende Digitalisierung des Innenraums auf: voll digitale Instrumente und ein modernes Infotainment-System. Dennoch gibt es weiterhin physische Bedienelemente, die gut erreichbar sind. Die Ergonomie ist ausgezeichnet, die Sitzposition sportlich und korrekt.
Auch innen setzt der Dark Horse eigene Akzente: Verkleidungen in Blautönen passend zur Aussenfarbe und, bei Schaltgetriebe-Versionen, ein Schaltknauf aus eloxiertem Titan. Die Materialien sind praktisch, solide und qualitativ ordentlich im Verhältnis zum Preis.
Unter der Motorhaube bleibt der 5-Liter-V8-Saugmotor. In Europa leistet er wegen Abgasvorschriften 453 PS, etwa 9 PS weniger als die US-Version. Der Unterschied zum normalen Mustang V8 ist minimal.
Die Motorqualitäten bleiben: elastisch, kraftvoll schon bei niedrigen Drehzahlen, drehfreudig bis 7'500 U/min, stets begleitet von mitreissendem Sound.
Wichtig: Der Dark Horse bietet nicht nur optische Unterschiede, sondern auch technische Überarbeitungen. Dazu gehören zusätzliche oder verbesserte Kühlung für Motor, Getriebe und Differenzial, speziell abgestimmte Federung, Brembo-Bremsen, Domstrebe und hinterer K-Arm.
Der Mustang Dark Horse überzeugt durch Einfachheit, Ehrlichkeit und Authentizität. Schon nach wenigen Kurven spürt man, dass er einen echten Dialog mit dem Fahrer aufbaut. Der Saugmotor und das Schaltgetriebe sorgen für eine direkte, mitreissende Verbindung zum Fahrzeug, ohne plötzliche Drehmomentspitzen.
Die Lenkung wirkt zunächst leichtgängig, offenbart aber schnell ihre Präzision und schnelle Reaktion bei Richtungswechseln. Das Fahrverhalten bleibt ausgewogen und souverän, auch bei hohen Geschwindigkeiten oder unebenem Untergrund bewahrt das Fahrwerk Ruhe und Stabilität.
Hinzu kommt die klare Rückmeldung vom Fahrzeug: Man spürt genau, was unter den Rädern passiert, kann Haftung und Reaktionen der Vorder- und Hinterachse gut einschätzen und kontrollieren.
Ohne je zu überfordern, begeistert der Dark Horse auch erfahrene Fahrer mit dynamischen Fahreigenschaften. Er verzichtet auf Effekthascherei und bietet stattdessen ein authentisches Fahrerlebnis, wie es Sportwagen vor etwa fünfzehn Jahren auszeichnete.
Der Dark Horse bietet weder besonders innovative Technik noch setzt er neue Massstäbe in einzelnen Disziplinen. Trotzdem zeigt er in seiner Einfachheit eine dynamische Autorität. Er ist kein Sportwagen für Rekordjagden, überzeugt aber selbst anspruchsvolle Fahrer mit seinem Handling. Auch für alle, die den Mustang schon immer mit Interesse verfolgt haben, bleibt er eine reizvolle Wahl.
All dies bei gleichzeitigem Erhalt eines hohen Komforts im Alltag und einem äusserst wettbewerbsfähigen Preis. Viele fragen sich natürlich, wie hoch der Verbrauch ist. Die ehrliche Antwort lautet, dass man auf der Autobahn unter 9 l/100 km bleiben kann, im Durchschnitt jedoch besser mit etwa 12 l rechnen sollte. Wer möchte, sollte diese Gelegenheit nutzen, denn Autos wie diese wird es höchstwahrscheinlich bald nicht mehr geben.
Text Benjiamin Albertalli / Bilder zVg