Er hat eine der faszinierendsten Aufgaben in der Branche: Dr. Frank Walliser ist bei Porsche zuständig für die Heckmotor-Ikone 911 und den Mittelmotor-Sportwagen 718, also Boxster und Cayman. Doch während beide Baureihen bislang technisch eng miteinander verzahnt waren, treten sie in Zukunft völlig eigenständig auf, denn der 718 wird zum Elektro-Sportwagen; einen ersten Ausblick darauf hat die Studie Mission R auf der IAA in München gegeben.
Herr Dr. Walliser, Sie sind zuständig für
den 911, aber auch für den 718, dessen nächste Generation elektrisch
angetrieben sein wird. Wie heben Sie in Zukunft die Skaleneffekte, die sich
bislang aus der technischen Überschneidung dieser Baureihen ergeben?
Walliser: „Wir erzielen diese Effekte in Zukunft anders. Die Fahrzeugentwicklung
hat sich dramatisch verändert, es geht zum Beispiel nicht mehr um klassische
Blechteile. Aber wir nutzen zum Beispiel die Elektronik-Architekturen des
Konzerns.“
Betrachten wir den nächsten 718: Kann ein elektrischer Sportwagen auf einer „normalen“
Elektroplattform basieren?
Walliser: „Nein, das geht nicht. Denn wenn Fahrer und Passagiere auf den Akkus
sitzen, wandert der Schwerpunkt notwendig nach oben. Umgekehrt kann man auch
kein konventionelles Auto auf einer Sportwagen-Plattform bauen, weil Maßstab,
Proportionen und Platzverhältnisse zu unterschiedlich sind.“
Der Mission R, den Sie in München gezeigt haben, gibt einen Ausblick auf den
nächsten 718. Was für ein Getriebe hat dieses Auto?
Walliser: „Der Mission R hat ein einstufiges Getriebe. Ich glaube, dass in
diesem Konzept die Zukunft liegt.“
Und was für eine Reichweite streben Sie an?
Walliser: „Ein elektrischer Sportwagen muss mindestens 400 Kilometer weit
kommen. Mehr ist besser. Dabei besteht unser Konzept aus zwei Säulen: adäquate
Reichweite und porschetypische Lade-Performance.“
Was darf so ein Auto wiegen? Der 718 (Anm. d. Red.: ab 1335 kg) hat sich
bisher durch Leichtbau ausgezeichnet.
Walliser: „Wir streben optimistisch ein Gewicht von 1650 bis 1680 Kilogramm
an.“
Kommen wir zum 911: Ist es korrekt, dass der Elfer auch über 2030 hinaus von
Verbrennungsmotoren angetrieben wird?
Walliser: „Ja. Zur Produktplanung gehört natürlich, dass man sich alles
anschaut. Aber es gibt derzeit kein Alternativszenario, in dem der 911 elektrisch
wird.“
Wird der 911 denn hybridisiert?
Walliser: „Das könnte passieren, aber das Mehrgewicht tut uns weh, und es ist
auch schwierig, bei diesem Fahrzeugkonzept noch Bauraum für eine Hybridisierung
zu finden. Wir suchen Lösungen. Wenn der 911 als Hybrid kommt, dann darf es
kein ,Mild-Hybrid‘ sein, sondern es müsste ein ,Wild-Hybrid‘ werden, bei dem
der Kunde deutlich spürt, dass etwas anders geworden ist. Vielleicht lässt sich
die Linearität des Ansprechverhaltens, die mit der Turbo-Aufladung ein wenig
verlorengegangen ist, mit einer Hybridisierung wieder zurückholen.“
Ändert sich durch die unterschiedlichen Antriebskonzepte in Zukunft die
Positionierung von 911 und 718, werden diese Baureihen also parallel
nebeneinander stehen?
Walliser: „Gleich teuer werden sie nicht, aber sie werden sich stärker
überdecken. Von einer Kannibalisierung gehe ich dabei nicht aus. Das war auch
bisher nicht so.“
Text Jens Meiners / Bilder: zVg