Off Road Drive

Offroad-Kurse: Neue Grenzen erfahren

Die abgesperrte Piste im jurassischen Ederswiler ist für die meisten Teilnehmer nicht gerade um die Ecke. Dafür umso schöner gelegen. Die Anreise erfolgt über Basel oder Delémont und dann weiter bis nach Laufen. Von dort aus schlängelt sich eine Überlandstrasse durch ein malerisches Tal – teilweise über Schweizer und dann wieder über französisches Staatsgebiet.
Treffpunkt ist schon um 8.15 Uhr im Restaurant Haus Neumühle Moulin-Neuf, das zur Gemeinde Roggenburg gehört. Die Stimmung unter den rund 16 Teilnehmern, darunter fünf Paare im gleichen Fahrzeug, ist locker. Bei Kaffee und Gipfeli lernt man sich schnell kennen. Die Runde begrüsst mich herzlich – ich fühle mich von der ersten Sekunde an mittendrin. Kursleiter Gérard Bodenheimer stellte sich als langjähriger Mitarbeiter von Land Rover in Safenwil vor: «Ich habe 23 Jahre lang für diese tolle Marke arbeiten dürfen. Und mein Herz schlägt immer noch für Land Rover.» Das ist unschwer am grossen Logo auf seinem Hemd erkennbar. Bodenheimer ergänzt noch vor der Abfahrt: «Heute sind wir für einmal handyfrei unterwegs. Ausser während der Mittagspause. Auch auf Musik im Auto sollte verzichtet werden, denn die Konzentration gilt ganz dem Fahrerlebnis im Gelände.».

Etwas Theorie und viel Praxis

Wir wollen von den Teilnehmern vor dem Start wissen, weshalb sie diesen Kurs besuchen. Die Antworten können in zwei Hauptthemen aufgeteilt werden: Die einen möchten einfach die Möglichkeiten ihres Fahrzeuges im Gelände erfahren und ertasten. Andere bereiten sich auf geplante Auslandsreisen mit ihrem Allradler vor, die sie beispielsweise nach Island oder Kanada führen werden. Vom typischen Offroader Toyota Landcruiser über den Land Rover Defender bis zu Pickups von VW oder Ford und normalen Allradlern wie dem VW Touareg ist in Ederswiler eine grosse Bandbreite von Modellen vertreten. 

Nach dem ersten Kennenlernen im Restaurant machen wir uns im Verbund mit Kursleiter Gérard Bodenheimer an der Spitze auf zum nahe gelegenen Trainingsgelände. Dort werden üblicherweise Motocrossrennen ausgetragen – auch internationale.

Die vorhandene Infrastruktur ist ausgezeichnet. Auch wenn der eine oder andere Teilnehmer natürlich nur allzu gerne direkt auf die Piste gefahren wäre, führt uns der Kursleiter zuerst einmal in den Theorieraum. Während rund einer Stunde erfahren wir mehr über Böschungs- und Rampenwinkel, Achsverschränkung, Kippgrenze, Geländereduktion oder Traktionshilfe – um hier nur einige der Themen zu nennen. «Theorie hat man erst verstanden, wenn man sie nachher einem 12-Jährigen so erklären kann, dass auch er sie versteht», betont der Camel-Tophy-erfahrene Bodenheimer. «Alles passiert auf vier tellergrossen Flächen», weshalb die Reifen bei jedem Fahrzeug der wichtigste Faktor sind. Es sei wichtig, dass man sich für ein Qualitätsprodukt entscheidet, auch wenn dieses vielleicht etwas teurer in der Anschaffung ist. «Später verhindert es dafür möglicherweise viel höhere Kosten, weil der Bremsweg deutlich kürzer ausfällt als bei Billigprodukten.» Referiert wird auch über die Vor- und Nachteile von Blatt-, Schraub- oder Luftfederung. Oder was man tun muss, wenn das Fahrzeug während einer Schrägfahrt zu kippen droht. Und was es bei einer Flussdurchquerung zu beachten gilt. Abschliessend appelliert Bodenheimer an die Kursteilnehmer: «Es ist wichtig, nicht nur sich selbst, sondern auch das Fahrzeug möglichst optimal auf die Reise vorzubereiten!» 

Nach einem kurzen Briefing beginnt der praktische Teil des Kurses. In ihren eigenen Fahrzeugen, mit Funk für die Kommunikation mit dem Kursleiter ausgestattet, absolvieren die Teilnehmer erste einfache Geländepassagen. «Immer ganz wichtig ist es dabei, dass wir auf unseren Popometer hören», betont Bodenheimer. Viele nennen es auch Bauchgefühl. Dieses gelte es zu sensibilisieren. Mit jedem Geländewechsel erhöht sich auch der Schwierigkeitsgrad der Übungen, ohne dass jedoch je ein Teilnehmer überfordert wird. Ganz im Gegenteil: Nicht wenige wachsen an der schwieriger werdenden Aufgabenstellung.

Nach der kurzen Mittagspause am Ausgangspunkt im Restaurant Haus Neumühle Moulin-Neuf, während der sich die Teilnehmer mit Roggenburger Burgern und feiner Birnenwähe für den Nachmittag stärkten, gibt es noch viele weitere praktische Tipps vom Offroad-Experten. So demonstriert Bodenheimer, wie man wieder sicher nach unten kommt, wenn die Räder in einem steilen Anstieg keinen Grip mehr haben und auch noch der Motor ausgeht. Oder wie man sich beim Befahren von Gefällen an der Traktionsgrenze verhalten muss. 

Es ist ganz erstaunlich, wie schnell zunächst verunsicherte Teilnehmer deutlich erkennbare Fortschritte erzielen. Kursleiter Gérard Bodenheimer lässt die Übungen oft so lange wiederholen, bis die nötige Fahrtechnik bei allen sitzt. Während in der morgendlichen Theorie nur wenige wussten, in welchem Gang man steile Geländeanstiege oder Gefälle absolvieren soll, kommt die Antwort auf die gleiche Frage nachmittags wie aus der Pistole geschossen: «Ist doch logisch, immer im kleinsten Gang!»

Unser Fazit

Der Kurs in Ederswiler war für alle Teilnehmer ein tolles Erlebnis! Sie konnten wichtige Erfahrungen mit dem eigenen Fahrzeug im Gelände sammeln. Allesamt äusserten sie sich am Abend sehr positiv zur Anlage, dem Kursinhalt und Kursleiter Gérard Bodenheimer. Der erfahrene Instruktor verstand es, mit viel Fachwissen und einer guten Portion lockerem Humor die Teilnehmer einen wichtigen Schritt bei der Fahrtechnik im Gelände weiterzubringen.

Bilder: Markus Rutishauser
Autor: Markus Rutishauser
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