«Sonntag einziger Fokus – in jeder einzelnen Sekunde»

25.05.2022

Mehr als mein halbes Leben habe ich im Zirkus der MotoGP verbracht. Dass der Fokus bei allem, was man tut oder lässt, stets auf dem «Raceday» liegt, war mir in all dieser Zeit natürlich bewusst.

Als Sportler trainiert man auf genau diese 20 oder 25 Runden hin. Seien es Aufbauphasen, Erholungsphasen, Ernährungspläne oder Tests – alles ist darauf ausgelegt, dass man diese inzwischen 20-mal pro Jahr am Sonntag im Rennen so leistungsfähig ist, wie nur möglich.

Während ich meinen eigenen Fokus während der aktiven Karriere als Rennfahrer primär auf der sportlichen Leistung hatte, hatte ich die Aufwände nebst der Strecke vor und nach den Rennweekends zwar mitbekommen, nie aber wirklich bewusst wahrgenommen. Nun bin ich bereits seit fast einem halben Jahr als Teammanager und sportlicher Leiter unterwegs und sehe die ganzen administrativen und operativen Aufwände von einer komplett anderen Seite. Die Vorbereitungen für alle Reisen, Unterkünfte und Mietautos sind nur der Anfang, lange vor einem Rennweekend. Hinzu kommen Absprachen mit Sponsoren, Verträge und Kommunikationen – dann, sobald die ganzen Vorbereitungen stehen, muss das Team informativ auf dem Laufenden gehalten werden, damit dann schlussendlich spätestens am Donnerstag vor jedem Rennwochenende jeder auf Platz steht. Der Aufbau der Box, der Hospitality und die Koordination der Gästepässe sowie der Verpflegung machen
sich schliesslich auch nicht von allein. Das alles ist die Ausgangslage für den Start ins erste Training am Freitagmorgen, wobei das ja erst der Anfang des Rennwochenendes ist. Daten müssen ausgewertet werden, wozu alle notwendigen Geräte, Softwares und Dienstleister «on board» sein müssen.  

Ab dem ersten Training legt sich jeder Fahrer zusammen mit seinen Mechanikern und Technikern dann eine Strategie zurecht, die ihn über das gesamte Weekend hinweg in eine möglichst gute Startposition fürs Rennen bringen soll – und spätestens ab diesem Zeitpunkt liegt der Fokus jedes einzelnen Teammitglieds nur noch auf dem Rennen am Sonntag. Sponsoren- und Pressetermine, Teammeetings, ja sogar die Essenszeiten richten sich nach der optimalen Performance der Fahrer. 

Und dann, am Sonntag, in unserem Fall meist um 11.00 Uhr, ist die Stunde der Wahrheit: Im Rennen kann keiner mehr etwas gutmachen, was in der Vorbereitung allenfalls schiefgelaufen ist – aber mit einem kleinen Fehler oder unverschuldeten Zwischenfall kann eine perfekte Vorbereitung im Bruchteil einer Sekunde dahin sein. Diese Spannung während diesen Rennrunden ist unglaublich – und wird einzig durch ein einzigartiges, überwältigendes Teamgefühl getoppt.

Ich bin dankbar, auch diese Seite des Racings jetzt noch intensiver kennenlernen zu dürfen und freue mich auf viele weitere Rennweekends und gemeinsame Erfolge.

Ihr 
Tom Lüthi, ACS Botschafter

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