SUV-Schwergewicht mit moderatem Verbrauch

Fahrbericht Ford Explorer Plug-in-Hybrid

Nach einer längeren Pause kehrt Ford mit dem SUV-Pionier Explorer wieder auf den europäischen Markt zurück und widerlegt scheinbar die Gesetze der Physik. Der gut 2,5 Tonnen schwere und 457 PS starke Siebensitzer soll sich laut Hersteller mit gerade 3,1 Liter Benzin auf 100 Kilometern zufrieden geben. Das haben wir überprüft.

Möglich wird dieser Wert durch die Kombination von Elektro- und Verbrennungsantrieb und das WLTP-Messverfahren, das sich bei diesen Modellen als äusserst realitätsfern erweist. Wie alle Plug-in-Hybride kann auch der Ford Explorer die auf einem Prüfstand versprochenen Werte nicht einlösen. Bei verhaltener Fahrweise steht am Ende ein Wert von 6,6 Liter, und auf der Autobahn wird es schnell zweistellig. Das sind freilich keine schlechten Werte für ein klassisches SUV aus Übersee.

Die versprochene elektrische Reichweite von 42 Kilometern wird allerdings erreicht, wenn sich der Mensch hinter dem Lenkrad bemüht, das wuchtige Drehmoment von 825 Nm zurückhaltend einzusetzen. Das fällt durchaus schwer, denn trotz der Abmessungen und seines Gewichts zaubert die Kraftentfaltung des Allradlers immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Fahrers.

Komfortables Gleiten

Das Revier des Explorer ist die freie Landschaft, gut ausgebaute Überlandstrassen und Autobahnen, auf denen der US-amerikanische «Way of Drive» gelebt werden kann. Dann spielt der Explorer seine Stärken aus. Untergebracht in einer grosszügigen und geräuschgedämpften Kabine mit komfortablen und beheizbaren Ledersitzen einschliesslich Massagefunktion und einer unauffällig schaltenden Zehngang-Automatik gleiten Fahrer und Passagiere in dem 2,5-Tonner über den Asphalt.

Der Explorer lässt sich zwar bis Tempo 230 beschleunigen, doch sein Revier sind eher Geschwindigkeiten zwischen 160 und 180 km/h. Zwischen null und 100 km/h vergehen nur sechs Sekunden, und auch beim Zwischenspurt ist der Explorer alles andere als schwerfällig und überrascht mit seinem dynamischen Zug nach vorne. Die feine Audioanlage von Bang und Olufsen unterhält Fahrer und Passagiere, und die Zweizonen-Klimatisierung verbreitet ein angenehmes Raumklima. Der Explorer ist kein kurvengieriges Sport-SUV – dafür ist er dann doch zu ausladend dimensioniert und das Fahrwerk in Richtung Komfort ausgelegt -, sondern vielmehr ein angenehmer Begleiter für die Langstrecke, der, wenn es darauf ankommt, auch lokal emissionsfrei unterwegs ist.

Eine 13,6 kWh starke Lithium-Ionen Batterie speist einen 102 PS (75 kW) starken Elektromotor, die an einer Ladesäule in rund viereinhalb Stunden aufgeladen werden kann. Die Aufladung an einer 230-Volt-Steckdose ist nach knapp sechs Stunden abgeschlossen. Ausserdem lässt sich der Energiespeicher auch während der Fahrt aufladen und die elektrische Energie speichern. Zusätzlich wandelt das System wie bei allen Hybridmodellen Bremsenergie in Strom um, um die Reichweite um den einen oder anderen Kilometer zu verlängern. Die rein elektrische Reichweite mit einer Batterieladung beträgt üblicherweise rund 42 Kilometer.

Sieben Fahrmodi

Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass sich der Explorer ins Gelände verirrt, stehen insgesamt sieben Fahreinstellungen bereit – von Glätte bis Schnee und Sand sowie für die Fahrt bergab. Seine Allradqualitäten spielt der Explorer auf jeden Fall als Zugfahrzeug aus, wenn 2500 Kilo an der Anhängerkupplung hängen. Der Explorer schafft zudem neue Freunde, vor allem jene Zeitgenossen, die vor einer für sie kaum lösbaren Transportaufgabe stehen. Bei zurückgeklappter Rückbank verwandelt sich der SUV in einen Transporter für den kleinen Umzug zwischendurch. Es ist eben alles eine Nummer grösser als bei den anderen Vertretern seiner Gattung.

Bei der Ausstattung haben die Ford-Verantwortlichen an nichts gespart. In der Platinum-Ausstattung (mindestens CHF 78'800.-) feinen elektronischen Helfer an Bord. Die Liste reicht von einem erstmals in Europa angebotenen Assistenten, der Hindernisse am Heck (grösser als 28 cm) erkennt und (bei Geschwindigkeiten zwischen 1,5 und 12 km/h) automatisch bremst über einen adaptiven Tempomat, Verkehrszeichenerkennung und einem Spurhalteassistenten.

FAZIT

Der Ford Explorer ist vor allem eins: gross und komfortabel. Doch trotz seiner Abmessungen ist er erstaunlich zügig unterwegs und ein klassischer Vertreter des American Way of Drive.

Autor: Markus Rutishauser/ww

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