So sind Sie gerüstet

Der Winter hat die Schweiz fest im Griff. Für Autofahrer sind die widrigen Verhältnisse eine Herausforderung. Um ideal vorbereitet zu sein, haben unsere Experten wichtige Tipps zusammengestellt.

Reifen

Bei kalten Temperaturen bieten Winterreifen mit ihrer weicheren Gummimischung eine spürbar bessere Haftung. Das ergibt einen Sicherheitsgewinn auf feuchten Fahrbahnen mit Laub oder bei Reifglätte. Auf Schnee sind Winterreifen sogar unerlässlich: Das im Vergleich zu Sommerreifen offener geschnittene Reifenprofil verhindert, dass sich der Reifen mit Schnee zusetzt. Wer mit Ganzjahresreifen unterwegs ist, fühlt sich auf der sicheren Seite. Doch Tests zeigen immer wieder, dass die «Allrounder» zwar aufgeholt haben, aber immer noch nur einen Kompromiss darstellen und an keinen guten Winterreifen heranreichen.

Wer bei Schnee und Eis unterwegs ist, sollte den Reifendruck immer um 0,2 bar erhöhen. Das öffnet das Lamellenprofil der Winterreifen weiter. Das heisst, sie werden griffiger – und das wiederum wirkt sich positiv aufs Spurhalten, Bremsen und Lenken aus. Bei überwiegend trockener oder nasser Fahrbahn ist hingegen der vom Hersteller empfohlene Reifenfülldruck die beste Wahl.

Beleuchtung

Die Beleuchtung ist ein weiterer wichtiger Punkt. Eine gut eingestellte und funktionierende Lichtanlage ist sicherheitsrelevant und minimiert das Unfallrisiko. Die Einstellung der Scheinwerfer sollte von einer Fachgarage überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

Flüssigkeiten

Auch den Flüssigkeitsstand des Kühlers und den Frostschutz des Kühlmittels sollte man kontrollieren. Nicht schaden kann auch die Überprüfung der Scheibenwischer. Bleiben Schlieren auf der nassen Scheibe ist die Wischerleistung nicht mehr zufriedenstellend. Wir empfehlen, mit einem Glasreiniger auf einen Lappen die Wischkante der Gummis zu säubern und auf Beschädigungen zu untersuchen. Wird das Wischergebnis nicht besser sind neue Scheibenwischerblätter nötig. Bei dieser Gelegenheit sollte auch der Füllstand des Scheibenwaschwassers geprüft werden. Beim Auffüllen sollte unbedingt auf einen Wischwasserzusatz mit Frostschutz oder entsprechende Konzentrate zum Selbermischen geachtet werden. Wer ohnehin an der geöffneten Motorhaube steht, der kann auch gleich die Fugen und Lufteinlässe von angesammeltem Laub befreien.

Bei zu geringen Anteil Frostschutz im Wischwasser drohen zugefrorene Leitungen und Schäden am Wischwassersystem. Deshalb sollte der Anteil des Frostschutzmittels erhöht werden, sodass auch Temperaturen von -25 Grad kein Problem sind. Achtung: Bei manchen Frostschutzmitteln ist schon bei minus 20 Grad Schluss mit Schutz. Es sollten unbedingt die individuellen Herstellerempfehlungen beachtet werden.

Schutzfolie

Autoscheiben aussen mit heissem Wasser zu enteisen ist übrigens keine Option. Das kann zu Sprüngen in den Scheiben und fatalen Schäden führen. Dies ist nicht nur gefährlich, sondern geht auch ins Geld, wenn eine neue Scheibe fällig wird. Stattdessen die Scheiben mit einer Schutzfolie abdecken, zur Not tut es auch ein Stück Pappe. Aber Achtung: Die Scheiben müssen trocken sein, wenn Folie oder Pappe aufgelegt werden, sonst kann beides festfrieren und unschöne Spuren hinterlassen. Zum Enteisen eignen sich ein Enteiser-Spray oder der traditionelle Eiskratzer.

Batterie

Ein Schwachpunkt im Winterhalbjahr ist die Batterie. Sie leiden bei niedrigen Temperaturen: Die chemischen Prozesse zur Erzeugung der Energie verlangsamen. Je kälter die Batterie, desto weniger Strom stellt sie zur Verfügung. Spätestens bei wiederholten Startschwierigkeiten sollte die Batterie daher überprüft werden. Mit einem Spannungsmessgerät lässt sich der Ladezustand genauer feststellen (unbedingt Bedienungsanleitung beachten). Ergibt die Messung ein Ergebnis unter 12 Volt, muss entweder die Batterie geladen oder ausgetauscht werden. Wer sich nicht sicher ist oder den Aufwand scheut, kann eine Werkstatt aufsuchen.

Blendeffekte

Gegen Beschlagen und Blendeffekte können die Autoscheiben von innen gründlich gereinigt werden. Experten empfehlen mit Wasser verdünnten Brennspiritus oder einen Glasreiniger aus dem Supermarkt: das Mittel auftragen, verreiben und anschliessend gleich mit einem saugfähigen Tuch oder Zeitungspapier trockenwischen. In der nassen und kalten Jahreszeit kann es ausserdem feucht im stehenden Auto werden. Hausmittel, wie etwa in ein Leinentuch eingeschlagene Walnüsse, die im Beifahrerfussraum platziert werden oder ein Schälchen mit handelsüblichem Speisesalz sind durchaus tauglich. Auch ein Raumentfeuchter aus dem Baumarkt kann helfen dem Beschlagen der Scheiben von innen entgegenzuwirken. Wer es ganz perfekt machen will, tauscht zudem noch den Luftfilter für den Innenraum des Autos. Vor Antritt der Fahrt sollten auf jeden Fall die Klimaanlage und Defrost-Einstellung aktiviert sein, um die Scheiben frei zu bekommen.

Treibstoff/Strom

Mit wenig Sprit im Tank oder kaum geladenen Akkus im E-Auto sollte keine längere Fahrt angetreten werden. Sonst wird es schnell problematisch, wenn man im Stau steht, eine Panne oder einen Unfall hat: Ohne Sprit oder Strom ist die Fahrt im ungünstigen Fall in eisiger Kälte vorbei und es wird sehr schnell kalt im Fahrzeug. Im schlimmsten Fall drohen sogar Unterkühlung und gesundheitliche Schäden.

Türen

Wenn sich die Autotür nach einer frostigen Nacht nicht mehr öffnen lässt, gilt es zuerst herauszufinden, ob die Gummidichtungen aneinander festgefroren sind oder die Schliessmechanik vereist ist. Ist das typische mechanische Geräusch der Zentralverriegelung hörbar und lässt sich der Schlüssel in das Schlüsselloch einfügen und drehen, aber die Tür geht trotzdem nicht auf, dann liegt es an den Gummiumrandungen der Tür.

Wichtig: Eine zugefrorene Autotür nie gewaltsam aufziehen, sonst kann das festgefrorene Material reissen. Stattdessen von aussen gegen die Autotür drücken. So kann sich das Eis aus den Zwischenräumen der Dichtungen lösen. Kommt man über eine andere Tür ins Fahrzeug, von Innen versuchen die vereiste Fahrertür vorsichtig aufzudrücken. Denn vor Fahrtantritt muss sich die Fahrertür wieder öffnen lassen, damit zum Beispiel im Fall eines Unfalls Hilfe geleistet werden kann.

Eine weitere Möglichkeit: Warmes (auf zirka 50 Grad erhitztes) Wasser vorsichtig rund um den Türrahmen giessen. Aber niemals kochendes Wasser verwenden, das kann den Lack beschädigen. Lässt sich die Tür wieder öffnen, die Türinnenseite und die Türdichtungen abtrocknen, um ein erneutes Einfrieren zu vermeiden. Bei mehreren frostigen Nächten kann man die Dichtungen mit einem Pflegeprodukt für Türdichtungen präparieren.

Als wirksamen Schutz gegen das Festfrieren der Türen hat sich überdies Glyzerin bewährt, das mit einem Lappen auf die Türdichtungen des Autos aufgebracht wird. Wahlweise kann man aber auch einen Fettstift oder Babypuder verwenden; beides hat den gleichen Effekt. Mit silikonhaltigen Mitteln sollte vorsichtig umgegangen werden. Je nach Materialmix der Dichtungen können sie das Material angreifen. Vor dem Einsatz sollte daher das Bordhandbuch zu Rate gezogen, an der Tankstelle oder im Fachhandel nachgefragt werden.

Text: mid/arei/jri/mru
Bild: zVg

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