Frauen, die Spuren hinterlassen: Lilian Bryner

Seit 1994, dem Jahr des historischen Sieges von Lilian Bryner beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps, bis hin zu den jüngsten Erfolgen der jungen Lena Bühler und Karen Gaillard wurde auf den Rennstrecken weltweit eine Menge Gummi verbrannt.

Ein Kampf um Leistung, nicht um Geschlecht

Der Motorsport gilt nach wie vor als eine vorwiegend männliche Domäne und wird weiterhin von männlichen Vorbildern dominiert. Dennoch brechen immer mehr Frauen mit alten Vorurteilen und erobern diese Bastion. Seit mehreren Jahrzehnten behaupten sich Frauen auf den Rennstrecken der Welt und beweisen, dass Leistung, Mut und Fahrtechnik nicht nur männlichen Fahrern vorbehalten sind. 

Als Schweizer Pionierin der Moderne ebnete Lilian Bryner den Weg für Simona de Silvestro, Natacha Gachnang, Cyndie Allemann und Rahel Frey, die wiederum die Richtung vorgaben, die heute Lena Bühler und Karen Gaillard einschlagen, die beide in dieser Saison in den LMP3-Prototypen und im Porsche Carrera Cup siegreich waren.

Lilian, Lena und Karen gehören zwar verschiedenen Generationen an, teilen aber alle eine tiefe Leidenschaft für Geschwindigkeit, dass Fahren und den Wettkampf. Auch wenn sie nicht darüber sprechen, sind sie sich bewusst, dass sie sich mehr engagieren müssen als ihre männlichen Kollegen, um sich einen Platz zu sichern.

Ihre Siege gehen sicherlich über das persönliche Ziel hinaus und haben symbolische Bedeutung für die Zukunft von Frauen im Motorsport. Sie bestätigen damit, dass Leistung und Kompetenz nicht an ein Geschlecht oder ein Stereotyp gebunden sind. Der Motorsport entwickelt sich zwar langsam, aber sicher weiter. Unterstützungsstrukturen wie das Projekt Iron Dames entstehen, Mentalitäten ändern sich und Meisterschaften wie die F1 Academy öffnen neue Türen.

Der Weg ist noch lang, aber mit Persönlichkeiten wie Lilian Bryner, Lena Bühler, Karen Gaillard und anderen wird die Botschaft immer deutlicher. Frauen sind nicht dabei, um mitzumachen, sondern um zu gewinnen. Das beweisen sie hinter dem Steuer.

Ferrari Lilian Bryner

Lilian Bryner, die Schweizer Pionierin

Der 1. August 2004, der Schweizer Nationalfeiertag, auf dem Lilian Bryner als erste Frau den Sieg bei den 24 Stunden von Spa feierte, wird unvergesslich bleiben. Das Datum dieser Leistung ist in doppelter Hinsicht symbolisch, da sie gemeinsam mit Enzo Calderari, ihrem Teamkollegen und späteren Ehemann, errungen wurde. Am Steuer dieses Ferrari F550 GT1 prägten Lilian und Enzo die frühen 2000er Jahre, doch zuvor glänzte das Duo bereits im Cockpit verschiedener Porsche-Modellen.

Lilian hat einen ungewöhnlichen Werdegang. Als Linienpilotin entdeckte sie 1991 bei einem Track Day den Motorsport für sich. Eine Erfahrung, die das Leben dieser aussergewöhnlichen Frau veränderte. Von da an widmete sich Lilian Bryner ganz dem Motorsport und zeichnete sich im Porsche Carrera Cup aus, bevor sie sich hinter das Steuer eines 911 RSR (Kategoriesieg bei den 24 Stunden von Daytona) und eines 911 GT2 (BPR-Meister) setzte.

Mit diesen Ergebnissen konnte sie sich 1995 in der Weltwertung des Porsche Cup durchsetzen. Bemerkenswert sind auch ihre vier Teilnahmen an den 24 Stunden von Le Mans. Lilian Bryner war nicht nur eine Frau in einem von Männern dominierten Fahrerlager, sie war auch eine schnelle, strategisch denkende Rennfahrerin, die von ihren Kollegen respektiert wurde. Ihre Karriere inspirierte andere junge Frauen, an ihre Fähigkeiten zu glauben und sich im Motorsport zu engagieren. 2005 kehrte Lilian Bryner dem Rennsport den Rücken und wandte sich wieder der Fliegerei zu, um Hubschrauberfluglehrerin zu werden.

Text Gérard Vallat / Bilder zVg

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